Mörder des Residenten – von Hubert Haensel
Im März 2046 NGZ erhält Reginald Bull auf Rudyn die Aufzeichnungen des Cairaners Guulmen Cutthunese. Das Dossier gehört zu den Daten, die Spinoza Godaby beim letzten Einsatz erbeutet hat. Und es ruft alte, längst verschütten geglaubte Erinnerungen in Bull wach. Es geht zurück zum 16. November 1572 NGZ, als Hekéner Sharoun ermordet wurde und beschreibt auch die Jahre davor. Damit wird klar, dass die Cairaner schon viel früher in der Milchstraße aktiv waren, als bislang bekannt.
Nachdem der Weltenbrand gebannt war, litten die Bewohner des Solsystems nach wie vor unter den Nachwirkungen, die nur langsam abklangen. Der Posbi Ganud landete auf Terra, um Bulls Frau und seine Tochter als Leibwächter zu beschützen. Vetris-Molaud hatte den Vorschlag gemacht und der Posbi war diesem gefolgt. Die seltsamen Phänomene im Solsystem legten an Häufigkeit und Stärke zu. Ein Bote aus der Stadt Allerorten forderte Toio und Shinae auf, in den Schutz der Stadt zu fliehen, solange dies noch möglich war. Das taten die beiden dann auch. Nur Bull sah sich den Terranern verpflichtet und blieb zurück.
In dieser Zeit wurden die ersten Cairaner aktiv und sahen für ihre Pläne die Liga Freier Galaktiker als größten Störfaktor an. Sie beschlossen, mindestens einen wichtigen Repräsentanten der Liga auszuschalten. Die Wahl fiel auf Hekéner Sharoun. Im Idealfall sollte auch noch einer der Aktivatorträger ausgeschaltet werden. Der Cairaner Guulmen Cutthunese unterzog sich mit Hilfe eines Aras mehreren Operationen, um wie ein Terraner auszusehen. Er gelangte nach Terra, um die Menschen zu studieren. Über Organoide in seinem Körper sandte er regelmäßige Berichte an seinen Konsul. Im Wegasystem stieß er schließlich auf eine Extremistengruppe, die den Ferronen Sharoun als Verräter betrachteten und schloss sich der Gruppe an. Diese Gruppierung plante schließlich einen Anschlag. Unter Zuhilfenahme eines Energiewesens von Gol sollte auf einer Forschungsstation um Sol, die das Sonnensiegel untersuchte, eine Falle für den Residenten gestellt werden.
Zur gleichen Zeit machte ein Raumschiff der Liga, die ULIXES eine beunruhigende Entdeckung. Das Schiff hatte die Bilokal-Sphäre entdeckt, mit der die Völker der Vecuia zur Milchstraße vorstießen. Schwer beschädigt erreichte das Schiff das Solsystem. Hekéner Sharoun sagte den Termin auf der Forschungsstation ab, doch Guulmen Cutthunese konnte umdisponieren. Er tötete die anderen Attentäter seiner Gruppierung und konnte dennoch seinen Auftrag ausführen, indem er die ULIXES zerstörte und dabei den Residenten so schwer verletzte, dass dieser am nächsten Tag verstarb. Die Daten der ULIXES wurden dabei ebenfalls unwiederbringlich vernichtet.
Rezension
Hubert Haensels zweiter Roman zum laufenden Zyklus beschäftigt sich mit einem Ereignis, von dem wir schon im Roman 3015 erfahren haben. Es geht um die Ermordung des Residenten Hekéner Sharoun. Der Autor legt nun offen, dass dieses Attentat von den Cairanern geplant und ausgeführt wurde. Das erste Auftreten von Vertretern des „Friedensbundes“ ist also ein eiskalter Mord. Da hilft es auch nicht, dass der Autor seiner Figur Guulmen Cutthunese bewundernde Worte zum Staatswesen der Liga in den Mund legt. Und es hilft auch nicht, dass er ihn bedauernde Äußerungen machen lässt. Zu den zahlreichen Begleitmorden und Kollateralschäden an Unschuldigen, die seinen Plänen im Weg stehen.
Die Innenansichten des weitgehend isoliert auftretenden Guulmen Cutthunese geben nicht allzu viele Informationen preis. Außer ihm wird nur ganz kurz ein Shenpadri erwähnt und der Ara wird gekauft worden sein. Die Geschichte passt, trotz aller Ideen, die sich Hubert Haensel hat einfallen lassen, um seinen Roman zu füllen, nicht so richtig ins Gefüge des Zyklus. Kurz nach Heft 3015 hätte der Roman nicht gepasst, weil damals die Informationen des Thesanit fehlten. Und jetzt passt er nicht, weil der Erkenntnisgewinn mager ausfällt und das titelgebende Ereignis eigentlich längst abgehakt ist.
Die Story sprach mich daher nicht besonders an. Trotz der erwähnten Einfälle. Beispielsweise auf die Wesen von Gol einzugehen. Oder das Sonnensiegel in Erinnerung zu rufen. Die Geschichte hätte an Gewicht gewonnen, wenn durch das Ableben des Residenten eine Situation hätte entstehen können, die den Cairanern dienlich gewesen wäre. Nur, das wird in diesem Roman nicht beschrieben. Die Ermordung des Residenten hatte auf das Gesamtgeschehen keinen Einfluss. Die Infos der ULIXES hingegen wären brisant und vielleicht entscheidend gewesen. Letztlich ist es nur einem Zufall zu verdanken, dass die wichtigen Informationen der ULIXES ebenfalls verloren gingen. Die Motive der Cairaner, den Residenten zu ermorden, bleiben auch nach dieser Geschichte ebenso unklar, wie der durchlaufene „Entscheidungsprozess“, welche der auserkorenen Personen denn nun getötet werden sollte. Letztlich führt der Autor notwendige Gedanken nicht zu Ende. Seine Figur stellt Vergleiche zwischen der Vecuia und der LFG an. Auf dieser Ebene hätte er eigentlich seine Attentatspläne begraben oder zumindest stärker hinterfragen müssen.
Und wie erwähnt, hätte auch die Wirkung dieser Geschichte eine andere sein können, wenn sie zu einem anderen Zeitpunkt erschienen wäre. Und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem ich als Leser eben noch nicht über das Ableben des Residenten informiert war. Aber dazu hätte man wiederum die Motive der Cairaner stärker betonen müssen. Und diese sollen zunächst weiterhin im Verborgenen bleiben.
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