Gefährlicher Pakt – von Dietmar Schmidt
Die SZ-2 ist unter Perry Rhodans Kommando in den Weltraum vorgestoßen. Der geheimnisvolle Statthalter von Evolux ließ das Schiff entkommen. Perry Rhodan möchte wissen, warum sich ein Repräsentant der Kosmokraten so sehr für ein einzelnes Schiff interessiert. Und natürlich möchte sich der Unsterbliche auf der die Suche nach dem Mittelteil der SOL machen. Und seinen Sohn. Die Geretteten aus dem Tal haben vieles im Sinn. Jedoch nicht die Suche nach dem fehlenden Teil des Riesenschiffs. Sie wollen einen Schlussstrich ziehen und sich um sich selbst kümmern. Rhodan hofft, sie umstimmen zu können. Obwohl die Daten des Schiffslogs gelöscht sind, findet er das private Tagebuch der Schiffskommandantin Fee Kellind. Als er es abspielt, geraten alle an Bord in den Bann ihrer Erzählung, die 183 Jahre zuvor, 1369 NGZ beginnt.
Es ist das Jahr, in der Kellind von Perry Rhodan den Auftrag bekam, bestimmte Koordinaten in Tare-Scharm anzufliegen. Als Expeditionsleiter geht Rhodans Sohn Roi Danton mit an Bord. Von Beginn der Reise an, die 30 Jahre dauern wird, sind sich Kellind und Danton über ihre Zusammenarbeit an Bord nicht einig. Kellind sieht sich der SOL verpflichtet, Danton der Mission. Als die SOL Tare-Scharm erreicht und in eine prekäre Situation gerät, eskaliert die Situation an Bord. Unter Druck werden von Kellind und Danton Entscheidungen abverlangt, deren Auswirklungen bin in die Gegenwart zu spüren sind.
Rezension
Der Roman von Dietmar Schmidt beleuchtet die Ereignisse, die zum Langzeitflug der SOL führten und wie es in Tare-Scharm dazu kam, dass die SOL-Zellen auf Evolux blieben. Der Roman ist Figurenlastig, soll heißen, die Hauptfiguren, ihre Interaktionen und ihre Gefühlswelt stehen im Mittelpunkt. Actionszenen gibt es auch, sie bestimmen aber nicht die Handlung und ihren Fortgang. Neben der Chronik der ehemaligen Kommandantin der SOL flechtet der Autor noch eine Nebenhandlung in der Gegenwart von Perry Rhodan ein. Auch darin stehen die Personen im Vordergrund. Einerseits kümmert sich der Autor um eine bestimmte Figur und ihre Suche nach einem Platz im Gefüge der neuen Besatzung der SZ-2. Andererseits nutzt er die Geretteten aus dem Tal, um „Stimmung“ zu machen. Was ich damit meine, weiter unten.
Der Beginn der Chronik hat mich gefesselt. Weniger wegen den harten und dennoch mysteriösen Fakten, die zur Mission der SOL führten. Vielmehr war es ein Wiedersehen, bzw. Wiederlesen von bekannten Protagonisten und Schauplätzen der mächtigen Perry Rhodan-Historie, die bei mir wohlige Schauer auslösten. Ein dankbarer Hintergrund, den der Autor gut in Szene setzen kann. Dietmar Schmidt findet eine gute Balance. Einerseits werden Stammleser der Serie angefixt, wenn Dommrath aufgesucht, an Außenposten der Menschheit in Vilamesch ein Halt eingelegt wird, Algorrian in den Mittelpunkt gerückt werden oder CHEOS-TAI eine Rolle spielt. Andererseits lässt sich der Autor nicht dazu verleiten, Lexikoneinträge abzuspulen. Neuleser würde das sowieso nichts bringen, abgesehen davon, dass die Länge der Geschichte das gar nicht zulassen würde. Und Stammleser wollen auch was Neues lesen.
In diesen Aufbruch und den beginnenden Flug der SOL mischt sich auch etwas Melancholie. Zumindest ich empfand es so. Dietmar Schmidt lässt das Tagebuch von Fee Kellind abspielen. Insofern wird alles aus der Ich-Perspektive der Kommandantin erzählt. Und diese Protagonistin hat einiges erlebt und ein hohes Alter erreicht. Zunächst schwingt ein bisschen Wehmut mit, wenn sie berichtet. Beispielsweise in der Szene, als sie mit Porto an ihrer Seite das Schiff inspiziert. Und Kellind ist klar, dass sie nicht ewig Kommandantin der SOL sein kann. Mit Roi Danton bekommt sie einen Zellaktivatorträger vor die Nase gesetzt. Eigentlich kann sie damit umgehen, denn Danton ist beileibe nicht der erste Unsterbliche, der eine Expedition der SOL leitet. Doch Kellind hat von Anfang an mit den Vorschlägen von Rhodans Sohn zu kämpfen. Später fühlt sie sich gar hintergangen.
Da die Chronik aus der Ich-Perspektive von Fee Kellind erzählt wird, fehlen mir ein wenig die Reaktionen der Solaner. Die Außenwirkung von Kellinds Auftreten wird nämlich ebenfalls aus ihrer Perspektive geschildert. Es sind aber immerhin 10.000 Besatzungsmitgliedern, die sich mit dem Schiff identifizieren. Hier hätte ich mir die eine oder andere Reflektion von Kellinds Auftreten gewünscht. Porto hätte so eine Figur sein können, an der Kellinds Gefühlwelt hätte reflektiert und ihre Wirkung auf die Besatzung hätte gezeigt werden können. Doch für Porto hat der Autor einen anderen Weg gezeichnet. Dieses Ereignis lässt Kellind einsamer und verbitterter werden. Die Entwicklung der Handlung ist nun sehr stark von Kellind und ihren Wahrnehmungen geprägt. Kellinds Verbitterung lässt leider eine andere, objektivere Betrachtung ihrer Person nicht zu, bzw. will der Autor, da es ein Tagebuch ist, auch gar nicht eine andere Betrachtung dieser Figur zulassen. So bleibt ein Stück weit offen, wie Kellinds Entwicklung in der Besatzung wahrgenommen wurde. Zumindest bei jenen Ereignissen, bei der um die Führung des Schiffes gekämpft wurde. Später, als das „Hütchenspiel“ scheitert, sind die Reaktionen mancher Solaner deutlicher.
Ganz anders sieht es mit den Reaktionen der Geretteten auf der SZ-2 in der Gegenwart aus. Hier treten die Emotionen und Stellungnahmen auf das Tagebuch sehr deutlich zu Tage. Es sind sehr einfache und deutliche Gemütsbewegungen. Die Nachfahren der Kinder der Solaner fühlen sich im Stich gelassen. Das meinte ich, als ich oben schrieb, der Autor würde diese Emotionen als Stimmungsmache verwenden. Aber diese Reaktionen dienen dem Autor dann auch für ein starkes Motiv seiner Figuren, die Suche nach dem verschwundenen Mittelteil der SOL und der damals verschwundenen Besatzung aufzunehmen. So wie Rhodan seinen Sohn finden will, wollen die Nachfahren der Solaner Antworten finden.
Ein guter Roman, der Lust auf mehr macht.
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