Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2830

In der Synchronie gestrandet – von Hubert Haensel – Handlung:

Mit einem Fahrstuhl im Technogeflecht fahren Atlan, Shukard, Veyqen und die beiden Cüünen Amtum und Gosgad in die Tiefe des Planeten Andrabasch dem Richterschiff WEYD’SHAN entgegen. Bei der vermuteten Tiefe von fünf Kilometern und der berechneten Sinkgeschwindigkeit sollte die Gruppe etwas mehr als eine halbe Stunde für den Abstieg benötigen. Nach einigen Zwischenfällen vergehen doch mehrere Stunden. Sollten alle Legenden um die WEYD’SHAN als gleich wichtig von der Gruppe akzeptiert werden, könnte es sein, das man nicht in der Lage ist, das Schiff räumlich und zeitlich zu lokalisieren. Einmal liegt die WEYD’SHAN nur in fünf Kilometer Tiefe, ein anderes Mal wurde Andrabasch um das Schiff gebaut und liegt tiefer. Unter der mentalen Störstrahlung des Richterschiffs leidet vor allem Shukard, der starke Halluzinationen erlebt.

Lua Virtanen und Vogel Ziellos sind Tage zuvor vom Konfigurator zurück zur ATLANC gebracht worden. Sie werden von Samu Battashee empfangen. Der sogenannte Eisprinz informiert die beiden Piloten über die neue Situation an Bord. Die Pioniere, die eigentlich dem Pakt der Sektoren zugestimmt hatten, haben sich erneut zu einem Unruheherd entwickelt. Insbesondere eine radikale Splittergruppe will sich für immer in die Synkavernen zurückziehen. Die Schnittstellen zum Dimensionsgarn sollen zerstört werden. Die Sprecherin der gemäßigten Pioniere, Guineva Sternenwaag, hat nach Lua Virtanen verlangt. Nur kurze Zeit nach der Rückkehr der jungen Piloten kommt es durch Ausdehnungen des Dimensionsgarns zu verherrenden Energieausbrüchen in weiten Teilen der ATLANC. Es gibt viele Opfer und auch Lua Virtanen wird verletzt. Nach einwöchiger Genesung bekommt Lua von Guineva eine neue Geniferenhaube aus tt-Progenitoren verpasst. Am Schlauch treffen sie auf eine Gruppe Tolocesten. Der Toloceste Vor der Atomwacht nimmt Kontakt zu Lua und Vogel auf und dringt mit ihnen zusammen in seiner Technoklause in die Introversen Gefilde ein.

Die beiden Cüünen Amtum Hehre von Orbagosd und ihr Lehrmeister, Gosgad Hehrer von Trynn erkennen schließlich, dass man sich der WEYD’SHAN nähert. Zielort scheint eine Art Lagerhalle zu sein. Lange Reihen von hohen Regalen beinhalten verschiedenste Objekte. Es scheint Statuen von Lebewesen zu geben oder Behälter mit organischem Material. Viele Gebilde nehmen, wenn man sie näher betrachtet oder in die Hand nimmt, schnell wechselnde oder sogar überlagernde Zustände ein. Eine merkwürdige Maschine in der Mitte des Raumes bringt die Gruppe bei ihren Untersuchungen ein Stück weiter. Die Maschine spuckt einen Katalog aus, der die lagernden Gegenstände auflistet. Bei der Untersuchung weiterer Artefakte kommen Atlan und die beiden Cüünen zur Erkenntnis, dass es sich um Ereignisfragmente mehrerer Universen handelt und dass es multiversale Schnittpunkte im Richterschiff gibt.

War die Gruppe um Atlan bislang unbehelligt geblieben, nähern sich ihnen plötzlich mehrere Meter lange raupenartige Wesen. Diese nennen sich die Cherrenped’shan und fordern Atlan und seine Begleiter auf, die WEYD’SHAN zu verlassen. Atlan beharrt einmal mehr auf seine Autorität als Pilot eines Richterschiffs, der Kontakt zum Pensor sucht. Schließlich lenken die Cherrenped’shan ein und wollen Atlan nicht daran hindern, nach dem Pensor zu suchen. Veyqen schließt sich den Cherrenped’shan an, die den Tesqiren zu einer Medostation führen wollen.

Atlan macht sich mit den verbleibenden drei Gefährten auf die Suche nach dem Pensor. Das Innere des Richterschiffs zeigt sich archaisch. Steinerne Treppen, altertümliche Lifte, Holzregale und –bänke wechseln sich ab mit Maschinen unbekannter Bauart und Funktion. Als Gosgad Hehrer von Trynn in eine andere Wirklichkeit der WEYD’SHAN kippt, wird es für die Gruppe brenzlig. Mit Mühe kann die Gruppe wieder zusammenfinden, nur um zu erkennen, dass die ganze WEYD’SHAN die Wirklichkeit gewechselt hat. Eine der vier Legenden, nämlich die, dass Andrabasch um das Richterschiff errichtet wurde, wird zur Realität für die vier Forscher. In einer Schaltstation verfolgen sie, wie die WEYD’SHAN von heranstürzenden Asteroiden getroffen wird und unter einer Felskruste verschwindet. Mit einem Mal tauchen wieder die Schutzgeister der WEYD’SHAN auf. Zwei Cherrenped’shan wollen in dieser Wirklichkeit die Gäste des Schiffes schützen. Durch das Erscheinen von Atlan und seinen Begleitern wurde eine Gefahr nach langer Zeit erweckt. Die Verkapselung des Wracks wird brüchig. Die beiden Cherrenped’shan führen die Gäste in eine andere Realität des Schiffes.

 

Rezension:

Der Einstieg in die Geschichte geriet quälend. Mit der Fahrstuhltür rückte Autor Hubert Haensel ein Objekt in den Fokus seiner Figuren, das bereits nach den ersten zwei, drei Erwähnungen seinen Reiz verloren hatte. Aber Hubert Haensel ließ nicht locker. Mal knarrte die Tür, mal klapperte sie, mal schlugen die Türen oben, mal unten aneinander, mal klaffte oben ein Spalt, mal unten, mal fuhr die Tür ein Stück weit auf, mal nur die rechte Hälfte und so weiter und so weiter. Dazu servierte der Autor seinem Protagonisten Atlan Durchhalteparolen. Einmal hieß es gar, mit jeder Sekunde kam Atlan der Entscheidung näher! Ach wäre das schön gewesen aus Lesersicht! Alleine, es stimmte nicht!

Der Autor suchte sein Heil in Details. Herausgekommen ist immerhin die längste Beschreibung einer Fahrstuhlfahrt in der Literaturgeschichte. Den breiten Raum, den der Autor für die Fahrt zur WEYD’SHAN ansetzt ließ bereits auf den ersten Seiten erahnen, dass es wieder nichts wird mit dem Fortgang der Zyklusgeschichte. Wer so verschwenderisch mit Beschreibungen umgeht, hat selten handfeste Ziele zu erreichen.

Endlich, nach 15 Seiten Fahrstuhlfahrt, hatte der Autor ein Einsehen. Er führte völlig überraschend eine zweite Handlungsebene ein. Lua Virtanen und Vogel Ziellos sind wieder auf der ATLANC und erleben einen Rückfall in längst als überwunden geglaubte Probleme. Entweder dient dieser Handlungsstrang der Streckung der Geschichte oder es sind die Vorbereitungen dazu, die Besatzung der ATLANC auf Andrabasch zurückzulassen.

Weder die Handlung im Richterschiff auf dem Planeten noch die Handlung auf der ATLANC konnten überzeugen. Ein großes Problem dieses Romans bilden die Erkenntnisse, die von den Protagonisten gewonnen werden. Aus der optischen Betrachtung diverser Artefakte lässt Hubert Haensel seine Figuren sprunghafte Schlussfolgerungen ziehen. Es ist von Ereignisfragmenten mehrerer Universen die Rede und von multiversalen Schnittpunkten. Darauf wäre selbst Sichu Dorksteiger nicht in tausend Jahren Untersuchung gekommen!

Ebenso sprunghaft entwickeln sich die Ereignisse an Bord der ATLANC. Plötzlich ist der Status Quo, den das Schiff innehatte, Vergangenheit. Es gibt Abweichler, Explosionen erschüttern das Schiff und die Beteiligten ziehen überhastig irgendwelche Schlüsse. Der Kampf sei verloren, heißt es da, ohne dass der Autor näher erläutert, um welchen Kampf es geht, was genau geschehen ist, welche Rolle das ANC innehat usw. Und nicht nur die Handlungen und Beschreibungen ändern sich jäh, auch die Charaktere werden vom Autor mit blitzartigen Änderungen dargestellt. Dialoge zwischen den Figuren enden häufig ergebnislos. Der Umgang zwischen den Figuren Atlan und Veyqen besteht aus inkohärenten Wortfetzen, die deutlich erkennen lassen, dass sich der Autor wenig Mühe für das Zusammenspiel dieser Figuren gemacht hat, da ihm von Anfang an bekannt war, dass sich die Wege der beiden Figuren trennen werden.

Der Autor schafft es nur selten, seine Leser mitzunehmen. Ähnlich den Artefakten im ersten Raum der WEYD’SHAN, werden den Lesern lediglich Fragmente präsentiert, die von Hubert Haensel ohne Verknüpfungspunkte aneinandergereiht werden. Spannungselemente gibt es keine, die Figuren zeigen keine erwähnenswerten Stärken oder Schwächen und man kann kaum mit diesen Figuren mitfiebern. Ein ganz schwacher Roman, der keinen, wie auch immer gearteten, Aufbau erkennen lässt.

 


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