Ansichten zu Perry Rhodan Mission SOL 2 Heft 04

Im Sphärenlabyrinth – von Hermann Ritter

Roi Danton hat mit seinem Team die Skapalm-Bank GRAGRYLO gekapert. Er tritt als Kalbaron auf und fordert Gehorsam von den Kolonnen-Anatomen. Der Nachfolger Krefferks, der bisherige Stellvertreter Rannkfarr, kooperiert notgedrungen mit dem Terraner. Denn Danton hat das Schiff in die Nebelzone gesteuert. Und findet nicht wieder hinaus. Obwohl die Zone nur 1500 Kilometer durchmisst, scheinen sie darin gefangen zu sein.

An Bord der SOL hat unterdessen A-Kuatond die Expeditionsleitung übernommen, mit Perry Rhodan als ihren Vertreter und Orbiter. Tess Qumisha versteht die Welt nicht mehr. Die von der Ritterin stets vorgetragenen Phrasen über BARIL gehen ihr auf die Nerven. Außerdem hat die Ritterin ihre Schlachtspitze dezentralisiert in die SOL integriert. Sollte A-Kuatond etwas zustoßen, wird der Hantelraumer vernichtet. Da empfängt Perry Rhodan einen Notruf seines Sohnes und die SOL bricht zur Rettungsmission auf. A-Kuatond ist überrascht, denn sie kennt das Zielsystem nicht.

In der Nebelzone lässt Danton eine Kompantin an das Steuer. Das Wesen kann die Wege innerhalb der Nebelzone lesen. Es erscheint ihr als gigantisches Labyrinth aus Kugeln, die allesamt einen Durchmesser von 1126 Kilometern haben und ineinander verschränkt sind. Die Kompantin findet zwar einen Weg nach draußen, es ist jedoch der Ausgang in ein anderes Universum. Den Weg zurück ins angestammte Universum kann sie nicht finden.

Die SOL ist vor Ort eingetroffen und die Stimme BARILS weist ihr einen Auftrag zu. Der Eindringling in der Nebelzone soll ausfindig gemacht werden. Mit einem Kompanten, der an Bord kommt, dringt die SOL in das Sphärenlabyrinth ein. Der Kompant stirbt jedoch unerwartet und die SOL sitzt fest. Tess Qumisha bekommt vom Kuum eine Warnung, dass da draußen etwas schläft. An Bord der SOL kommt es zu Explosionen. Meuterer fordern die Schiffsführung heraus. Perry Rhodan muss in dem Chaos seinen Sohn finden und klären wie sie das Sphärenlabyrinth verlassen können.

Rezension 

Der Roman von Hermann Ritter führt die Figuren Roi Danton und Perry Rhodan wieder zusammen. Beide sind ins Sphärenlabyrinth eingedrungen und haben an Bord ihrer jeweiligen Schiffe mit Problemen zu kämpfen. Obwohl die Beschreibungen der Nebelzone und die wenigen Daten darüber interessant sind, die „Kugeln“ haben die schon bekannte Dimension von 1126 Kilometer Durchmesser, sind die Schwierigkeiten der beiden Schiffe weniger auf den Einfluss der Nebelzone zurückzuführen. Zumindest anfänglich. Mit dem „Vielen Einen“ wird dann doch noch ein Konflikt von außen an eines der Schiffe herangeführt. Ansonsten kämpfen die Helden eher gegen ihre inneren Dämonen (Roi Danton) oder gegen die Ritterin BARILS (Perry Rhodan).

Autor Hermann Ritter lässt seinen Protagonisten Roi Danton zu Wort kommen. Genauer gesagt lässt uns der Autor dieser Figur über die Schulter schauen und auch manchmal in den Kopf. Der Einstieg ist eine Zusammenfassung der letzten Ereignisse. Zudem lässt der Autor seine Figur auch moralische Überlegungen anstellen. Einige sind nachvollziehbar, andere wirken befremdlich. Beispielsweise jene, in der Danton sich Gedanken macht, wie auf der Erde mit solchen Versuchen umgegangen würde, wie sie auf der Skapalm-Bank ablaufen. Dort werden 20.000 Lebewesen gezüchtet, um aus dieser Masse ein einziges Wesen zu selektieren, das in der Nebelzone als Navigator dienen kann. Die anderen 19.999 müssen sterben. Ich hatte nun erwartet, dass sich Roi Danton ohne Wenn und Aber von diesen unmenschlichen Experimenten distanziert. Der Roi Danton der Miniserie tut das jedoch nicht. In Bezug auf die Erde kommt er zu dem Schluss, dass man dort die Experimente „höchstwahrscheinlich“ eingestellt hätte, sobald klar geworden wäre, dass die Zahl der Toten in keinem Verhältnis zu den Erfolgschancen stehen würden. Mit dieser Einstellung gibt der Autor seiner Figur eine Hypothek mit, die mir Roi Danton zumindest auf den ersten Seiten nicht unbedingt sympathisch machte.

Allerdings mildert das Handeln Roi Dantons im weiteren Verlauf diese unglückliche Einstellung zum Romanbeginn. Ohne sie allerdings vollständig zu negieren. Als Danton einen Kompanten benötigt, um die Nebelzone zu verlassen, lässt er es zu, dass für eines der Wesen die Experimente zum Abschluss gebracht werden. Und äußert, in Gedanken, dass dies hoffentlich nicht umsonst war und sie nicht nur ein Monster geschaffen hätten. Die Kompantin hat merkwürdigerweise einen Namen. Für die Besatzung, wie auch für Rannkfarr, haben Namen für Kompanten keine Bedeutung. Es erstaunt daher, dass in der Datenbank ein Name eingetragen ist, als Danton danach fragt.

Wurde Roi Danton zuletzt aus der Perspektive eines anderen Besatzungsmitgliedes beobachtet, bzw. geschildert, bekommen wir als Leser nun endlich etwas mehr von diesem Unsterblichen zu lesen. Seine Gedanken, Gefühle und Pläne. Viel ist es nicht. Roi Danton beherrscht oberflächlich betrachtet die Situation. Seine Erfahrung mit TRAITOR erlaubt es ihm, sich zunächst an Bord der GRAGRYLO zu behaupten. Aber so, wie Hermann Ritter diese Figur schildert, geht kein echtes Vertrauen in diese Figur auf den Leser über. Der Autor verwendet Adjektive wie „entmutigt“ und „ungeduldig“ für Danton. Dazu gesellt sich der eingangs erwähnte ethische Konflikt, bei der die Figur nicht eindeutig Stellung bezieht. Und dann setzt der Autor seiner Figur gar Gedanken der Art „wie hätte Perry reagiert“ in den Kopf und geht kurz auf die Schwierigkeiten mit dem Vater in seiner Erwachsenenwerdung ein.

Die Figur Danton wird von Hermann Ritter (und auch anderen Autoren) eigentlich nur mit diesen beiden Aspekten charakterisiert oder vielmehr traktiert. Das sagt eigentlich alles. Es sagt vor allem, dass der Autor mit der Figur wenig anzufangen weiß. Gebt der Figur des Danton endlich ein Gesicht! Oder schreibt sie raus! Es ist langweilig, mit diesen ewig gleichen Platituden konfrontiert zu werden. Nachdem Roi Danton in diesem Roman einmal mehr blass blieb, setzte ich auf Perry Rhodan. Doch der Vater tat es seinen Sohn gleich. Die Figur konnte kaum Akzente setzen.

Der Einsatz der Nebenfiguren in diesem Roman muss auch angesprochen werden. Danton ist mit einem Team unterwegs. Drei Besatzungsmitglieder der SOL begleiten ihn. Die drei finden bis zur Halbzeit des Romans keine Erwähnung. Dann fallen ihre Namen und ein oder zwei Dialoge. Der Rest ist Schweigen. An Bord der SOL spielt Tess Qumisha die Rolle der Blitzableiterin. Wenn etwas nicht passt, dann kommentiert diese Figur die Situation und lässt ihren Emotionen freien Lauf. Aber sie ist auch Kommandantin. Sie sorgt sich um das Schiff und um die Solaner. Trotzdem stehen ihr ihre Emotionen im Weg. Beispielsweise dann, wenn sie durch das Schiff geht, um einen Besprechungsraum aufzusuchen. Sie geht den Zentrifaalrobotern aus dem Weg. Ein wirklich schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein für eine Kommandantin, wie es da geschildert wird.

Wie eingangs erwähnt kämpfen die Figuren eher gegen ihre inneren Dämonen als gegen einen Feind von außen oder von innen, wenn man die Ritterin oder Blitzer auf diese Stufe stellen möchte. Natürlich gibt es diese Bedrohungen, doch sie werden harmlos geschildert. Es wird zu keiner Zeit Spannung aufgebaut. Hatte sich Rhodan zuletzt noch mit der Ritterin schwer getan, sind die nun ein Herz und eine Seele. Na ja, bis zur aus heiteren Himmel kommenden Anweisung von A-Kuatond, doch nun bitteschön das Beiboot mit Roi Danton und den anderen an Bord abzuschießen. BARILS Wille geschehe!

Die Handlung spricht mich wenig an, weil ich einmal mehr mit den Figuren hadere. Und da die Handlung von schwachen Figuren getragen wird, kann auch das Geschehen um BARIL, die Ritter und andere Elemente mich nicht fesseln. In meiner Besprechung des Romans fühle ich mich unwohl. Die Miniserie unterscheidet sich doch erheblich vom gewohnten Bild der Serie. Bisher konnte ich keine „Handschrift“ erkennen, die die Miniserie zu etwas besonderen macht. Etwas Positives vermittelt. Beispielsweise etwas, was die Hauptserie nicht bietet, weil dort der Platz fehlt. Oder etwas ganz Neues, an dem die Miniserie sich erprobt. Die Figuren sind der Hauptunterschied. Sie haben nur den Namen mit den Bekannten gemeinsam. Der Rest ist nicht einfach anders, oder neu, oder breiter erzählt. Es ist einfach nur oberflächlicher. Suche ich das Haar in der Suppe? Ja, das tue ich. Es wird mir aber auch leicht gemacht. Denn da schwimmt leider nicht nur ein Haar in dieser Suppe, sondern deren viele. Ich möchte zu gerne die Serie um die SOL genießen, möchte etwas von dem Flair aufnehmen, das dieses Schiff umweht, wenn es in der EA geschildert wird. Doch die Romane dieser Miniserie zerstören den Mythos um das Schiff, statt ihn am Leben zu erhalten oder auszubauen. Die Figuren stehen sich selbst im Weg, die Emotionen sind sperrig und verhindern ein Eintauchen in die Handlung.


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