Ansichten zu Perry Rhodan Jupiter Heft 08

Wie man Sterne programmiert – von Wim Vandemaan

Auf Jupiter sind Perry Rhodan, Pao Ghyss und Firmion Guidry in ihrem Skaphander in den Fluktuationstransmitter gezogen worden. Eine Stimme in Interkosmo begrüßt sie und fordert sie auf, den Helm zu öffnen. Die drei steigen aus und werden von einem entfernt humanoiden Wesen begrüßt, dessen Körper knöchern und dürr wirkt und in dessen Schädel als einzige Sinnesorgane nur zwei Augen sitzen. Der Fremde nennt sich Ileschqa vom Volk der Schiqalaya. Sie sind im inneren der NAPHAUT DOSCHUR, einem Hyperraumboot der Schiqalaya, das nach einer Kollision mit dem TERRANOVA-Schirm vor 117 Jahren auf Jupiter gestrandet ist.

Ileschqa bittet Perry Rhodan um Hilfe. Der Terraner reagiert zurückhaltend, denn er will zunächst die Zusammenhänge begreifen lernen. Immerhin ist Jupiter dabei, sich in ein Schwarzes Loch zu verwandeln und die Schiqalaya scheinen diesen Prozess initiiert zu haben. Ileschqa bringt Rhodan und seine Begleiter zu einem Versammlungsort. Zusammen mit anderen Schiqalaya lässt Ileschqa die Besucher an den gemeinsamen Erinnerungen seines Volkes teilhaben.

Es beginnt in ferner Vergangenheit mit dem Ende der Heimatwelt der Schiqalaya. Qala ist dem Untergang geweiht. An Bord mehrerer Generationenschiffe verlassen zehntausende Schiqalaya die Heimat und fliegen mit Ionenantrieb tausende von Jahren zu zwei Sternsystemen. Zu den Schiffen, die nach Tatauqqa flogen, brach der Kontakt ab. Aber einige Schiqalaya erreichten den Planeten Schelekesch und besiedelten ihn. Nach Jahrzehnten entdeckten die Siedler ein Artefakt. Ein unzugänglicher Turm aus fremdartigen Material erhob sich aus dem Boden des Planeten. Nach Jahrhunderten öffnete sich der Thesaurus. In seinem Inneren fanden die Forscher seltsame Tropfen. Einige Schiqalaya konnten diese Tropfen aufsaugen. Die Tropfentrinker waren von da an voller Tatendrang und bereichert von Plänen. Das Volk der Schiqalaya erlebte mit der Bewusstseinserweiterung dieser Tropfentrinker einen riesigen Aufschwung.

Ein Transszenarium wurde gebaut, das nicht nur durch den Hyperraum fliegen, sondern auch darin verweilen konnte. Die Erforschung des Hyperraums führte zu Erkenntnissen, die das Wissen der Terraner bei weitem übersteigt. Rhodan ist von den Fragmenten, die er vermittelt bekommt, fasziniert. Die Schiqalaya flogen nach Tatauqqa, um nach den anderen Generationenschiffen zu forschen. Diese waren zerstört und ein Objekt, das sich später als Rufer der Zhiridin entpuppte, schien dafür verantwortlich zu sein. Ein Sternenreich, der Bund von Ducphaun, wurde in der Galaxis Baschq gegründet. Mehrere Dutzend Völker, darunter die Schiqalaya, gehörten diesen Bund an, der sich alsbald Angriffe von außen ausgesetzt sah. Der Bote einer Superintelligenz namens YNTRIM III machte dem Bund ein Angebot, den dieser ablehnte.

Dann kam der Tag, der alles änderte. Die Tritheophane Präsenz erschien und bot allen Leben in Baschq an, in den Dienst der Apostel der Tritheophanen Präsenz zu treten. Die Zhiridin duldeten keine Ablehnung. Als der Bund nein sagte, vernichteten sie einer seiner Welten. Es kam zum Krieg, der endlos währte. Im vierzigsten Jahr erschien erneut der Bote YNTRIMS. Ein Schiqalaya empfing ihn. Es war Ileschqa, wie Rhodan erkennt. Ileschqa konnte den Boten dazu bewegen, einen Plan zu initiieren, der es den Schiqalaya ermöglichte, Baschq zu verlassen und die Tropfen des Thesaurus mitzunehmen. Gleichzeitig wurde der Thesaurus vor den Zugriff der Zhiridin geschützt. Ileschqa bekam einen Zellaktivator, um die Umsetzung der Pläne langfristig begleiten zu können.

Ein Quarkstern wurde manipuliert, um daraus exotische Materie zu gewinnen. Damit wurde der Thesaurus, den der Bote als Psionen-Born bezeichnete, angeregt, Unmengen an Psionen zu produzieren, die von den Schiqalaya eingesammelt wurden. Die Schiqalaya wanderten in den Hyperraum aus, den sie den Transzendenten Raum nannten. Nach einiger Zeit kam es dort zu einem Phänomen, der Absoluten Aberration. Nur die Tropfentrinker, nur sieben Prozent der Bevölkerung, waren immun. Der Rest verlor sich im Hyperraum. Ein weiteres Problem wurde prognostiziert. Die Erhöhung des hyperphysikalischen Widerstands stand bevor, die das Leben im Transzendenten Raum unmöglich machen würde.

Die Schiqalaya brauchten ein neues Refugium. Dazu wurde nach psionischen Ankern gesucht. So wurden sie auf Zeut im Solsystem aufmerksam und das PEW-Metall. Als Zeut zerstört wurde, floh der Anker zum Planeten Jupiter. Er verwandelt den Planeten in ein Schwarzes Loch, dem zukünftigen Rückzugsort der Schiqalaya. Doch deren Zeitpläne gerieten durcheinander. Als sie mit der NAPHAUT DOSCHUR havarierten, hätte das Schwarze Loch längst entstanden sein müssen. Schiqalaya verirrten sich in der Jupiteratmosphäre und wie Rhodan vermutet, sind auch Psionen entwichen. Er sieht einen Zusammenhang zu Tau-acht. Rhodan erfährt auch, dass der Fluktuationstransmitter vom Boten YNTRIMS stammt und nun mit der NAPHAUT DOSCHUR fusioniert ist. Die Schiqalaya haben keine Kontrolle mehr. Nur auf Schelekesch, wo jetzt die Zhiridin herrschen, könnte man auf den Transmitter einwirken. Perry Rhodan muss nach Schelekesch.

Rezension

Der Roman von Wim Vandemaan stellt zwar das Geschehen in dieser Miniserie nicht auf den Kopf, präsentiert aber einen Handlungsfortgang, der so nicht zu erwarten war. Das Artefakt erwies sich zwar als geheimnisvoll aber da dessen Aufklärung noch nicht erfolgt ist, zeigten sich andere Elemente deutlich präsenter. Von Drogen war bisher die Rede, von einem Syndikat, das mit Hilfe der Drogen die Vision einer schlaflosen Menschheit verfolgt. Darin verwickelt ein Verwandter von Perry Rhodan. Als der Resident zum Ganymed aufbricht, werden auch Mondra Diamond und Reginald Bull involviert. Das Gespann musste sich in den ersten sieben Geschichten zunächst normalen, beinahe schon trivialen Problemen stellen.

Nun aber schlägt Vandemaan ein ganz anderes Kapitel auf. Eines mit kosmischen Flair. Der Kontrast zu den Abenteuern Mondras oder Reginalds der letzten Hefte ist entsprechend gewaltig. Es ist nicht alleine die Historie der Schiqalaya, die diesen Roman aus der breiten Masse heraustreten lässt. Die Geschichte dieses Volkes, das sich immer wieder eine neue Zufluchtsstätte erschließen muss, ist sogar in einigen Abschnitten nicht ungewöhnlich. Der Bote einer SI, die Begünstigung durch eine unbekannte Maschinerie, die kriegerischen Auseinandersetzungen. Das sind alles bekannte Elemente. Wim Vandemaan macht daraus jedoch ein schon episch anmutendes Szenario.

Eine besondere Bedeutung in diesem Roman erhält das Thesaurus. Damit bezeichnen die Schiqalaya ein Artefakt, das sie auf Schelekesch finden. Wim Vandemaan verleiht diesem Fund, ganz im Sinne dieses Wortes, mehrfache Bedeutung. Für die Schiqalaya ist es ein Schatz, der ihnen einen Ausbau ihres Wissens ermöglicht.

Für den Leser ergibt sich eine weitere Bedeutung. Die Schiqalaya erleben einen Aufschwung. Sie bauen Raumschiffe, erschließen sich den Hyperraum und machen andere Entwicklungen. Nur dass Wim Vandemaan hier auch den Thesaurus einsetzt. Als Synonymwörterbuch werden zu allen möglichen und unmöglichen Begriffen andere Ausdrücke von ihm verwendet. Aus Galaxien werden Lichtweiden. Aus dem Hyperraum der Transzendente Raum, aus Raumschiff ein Transszenarium und so weiter. Akzeptiert man das als Leser, erschließt sich einem ein überaus phantasievoller Roman, der Lust auf die Fortsetzung macht.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

Schreibe einen Kommentar