Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2878

pr_2878Aufbruch nach Orpleyd – von Uwe Anton – Handlung:

Kurz vor dem Jahreswechsel, am 31.12.1519 NGZ hat sich Vogel Ziellos noch immer nicht an seine neue Heimat gewöhnen können. Der Singuläre, der zusammen mit Lua Virtanen aus den Jenzeitigen Landen nach Terra kam, sucht noch seinen Platz. Er vermisst die ATLANC und die Weite des Planeten bleibt ihm fremd. Zusammen mit Lua bewohnt er ein Forschungshabitat auf der Insel Pulau Komba, das von dem Ara Mo Trulan geleitet wird. Der Mediker untersucht die beiden Transterraner, die sich einen Zellaktivator teilen. Vogel kann sich nie länger als 62 Stunden von seiner Gefährtin, die den Chip trägt, entfernen. Um vom Unsterblichkeitschip zu profitieren, muss er in einer Entfernung von 10 Meter im ungünstigsten und 100 Meter im günstigsten Fall entfernt sein.

Er und Lua sind froh über eine Abwechslung, als sie von Gucky zu den Sylvesterfeierlichkeiten abgeholt werden. Diesen Brauch kennen sie nicht und der Ilt ist ihnen zum Freund geworden. Auch auf Luna wird der Jahreswechsel gefeiert. Der Mond ist ins Solsystem zurückgekehrt und das Technogeflecht weitgehend verschwunden. Pri Sipiera ist Botschafterin in der Onryonensiedlung auf dem Erdtrabanten, denn nicht alle Onryonen ziehen mit dem Atopischen Tribunal ab. Die letzte Station von Guckys Sylvestertour führt die drei Feiernden nach Terrania in Perry Rhodans Haus, wo sie mit Farye Sepheroa anstoßen. Der Ilt nimmt die beiden jungen Leute am 01. Januar 1520 NGZ mit auf die RAS TSCHUBAI. Das Schiff wird auf Luna repariert. Der Omniträger ist im Kampf gegen die Tiuphoren schwer beschädigt worden. Obwohl fast 1 Jahr seitdem vergangen ist, bleibt offen, ob und wie schnell das Fernraumschiff repariert werden kann. Die LFT hat viele Baustellen und ein Schiff instand zu setzen, um einen Mann zu retten, von dem alle davon ausgehen, dass er tot ist, hat keine Priorität. Sichu und Gucky sind jedoch von der Mission, Perry Rhodan zu retten, nicht abzubringen.

Lua und Vogel sind von diesen Plänen angetan und ziehen an Bord der RAS TSCHUBAI, wo sie sich sofort heimisch fühlen. Mit Hilfe der tt-Progenitoren in ihrer Haarspange kann Lua Virtanen dazu beitragen, die Semitronik ANANSI an entscheidender Stelle zu reparieren. Obwohl der Einsatz der Atopentechnologie kritisch gesehen wird, ist es dieser Fortschritt, der dem Projekt neue Impulse gibt. Gucky und Sichu Dorksteiger schöpfen wieder Hoffnung. Der Start der RAS TSCHUBAI wird für Januar 1522 NGZ terminiert.

Endlich ist es soweit. Die RAS TSCHUBAI bricht unter dem Kommando von Sergio Kakulkan zur Galaxis NGC 6861 auf. Nach Orpleyd. Jawna Togoya ist als Beraterin an Bord. Sichu, Gucky, Lua, Vogel, Farye und die Zeitwissenschaftlerin Aichatou Zakara sind auch dabei, als das Riesenschiff in den Hypertransflug geht.

Die Besatzung erlebt wirre Albträume in der Suspension, bevor das Schiff am 03. August 1522 NGZ die Nähe von Orpleyd erreicht. Die ellipsoide Galaxis hat einen Durchmesser von 150.000 Lichtjahren. Die Staubbänder, die sie umgeben, beginnen etwa 56.000 LJ vom Zentrum entfernt. Die ersten Ortungsdaten zeigen ein merkwürdiges Phänomen. Aichatou Zakara erkennt, dass die Galaxis um 3000 Lichtjahre von der vorberechneten Position entfernt ist. Die Sterneninsel hängt zurück, etwas hat sie verlangsamt, sie eingefroren. Die Tiuphorenflotte ist nirgends zu entdecken. Der Staubgürtel entzieht sich aufgrund unbestimmbarer hyperphysikalischer Bedingungen der näheren Betrachtung. Hyperfunksprüche aus Orpleyd zeichnen ein chaotisches Bild. Hilferufe von Völkern, die vor der Kohäsion und den Gyanli fliehen, bestimmen das Bild.

Mit dem LAURIN-Jet HARVEY begeben sich Gucky, Lua, Vogel und Farye auf eine Erkundung. Doch der Staubgürtel lässt eine Navigation nicht zu. Als sie erfolglos zurückfliegen, kreuzt ein kleines Schiff ihren Kurs, das von einem größeren Schiff, vermutlich einem Gyanli-Raumer verfolgt und beschossen wird. Gucky kann drei der fremden Besatzungsmitglieder des verfolgten Schiffes retten und an Bord der HARVEY bringen. Der Gyanli-Raumer hat sie nicht entdeckt und dreht ab, nachdem der verfolgte Raumer zerstört ist.

 

Rezension:

Ein „Aufbruch“-Roman. Immer wieder gerne gelesen. Der Roman soll Stimmung erzeugen, es geht ins Unbekannte. Gleichzeitig wird zurückgeblickt und aufgeräumt. Aber der Schwerpunkt ist die Sicht nach vorne.

Dem Autor gelingt ein feinfühliger Einstieg in die Psyche des Singulären. Die Darstellung von Vogel Ziellos und seinen Problemen auf Terra hat der Autor sehr gut herausgearbeitet. Beispielsweise als Vogel Ziellos Gedanken anstellt, ob die Vögel, die er auf der Erde beobachtet eine Karikatur von ihm oder er eine Karikatur der Vögel sei. Dazu die Beziehung zu Lua, die Schwierigkeiten auf einem Planeten zu leben, die Untersuchungen des Medikers. Uwe Anton erzeugt hier eine leicht melancholische Stimmung, die auf das vorbereitet, was dann auch später eintrifft. Die beiden Transterraner machen die Reise nach Orpleyd mit.

Die schöne Stimmung, die Uwe Anton in den ersten Seiten seiner Geschichte erzeugt, bekommt aus meiner Sicht nur einen kleinen Dämpfer. Die Innenillu, die auf Seite 7 abgebildet ist, zeigt Vogel Ziellos auf Terra bei seinem Selbstfindungstrip. Allerdings ist der dort abgebildete Vogel Ziellos eher der Verwandte einer Disney-Figur auf der Suche nach Entenhausen, als ein junger Mann, der seinen Platz noch nicht gefunden hat. Okay, der Autor kann nichts für das Innenillu und der Illustrator Sven Papenbrock hat sich an die Exposé-Vorgabe gehalten. Egal, die Komposition trifft nicht meinen Geschmack.

Dass Gucky ein Freund der beiden Transterraner geworden ist, passt hingegen. Andere Elemente können nicht ganz diese lockere Wirkung erzielen, die von Uwe Antons Beschreibungen der drei so ungleichen Figuren transportiert wird. Pri Sipieras Auftritt spült wieder nur den nicht zu Ende gedachten Handlungsstrang des letzten und vorletzten Zyklus ins Gedächtnis. Damit tun sich die Autoren keinen Gefallen. Der Umgang mit Luna und dem Widerstand hatte einen starken Beginn und ein miserables Ende. Für den Aufbruchroman hätte man auf andere Figuren zurückgreifen können als ausgerechnet auf Pri Sipiera. Allerdings ist deren Auftritt wohltuend kurz und von daher störte es die Geschichte kaum.

Etwas verwundert war ich, dass die dys-chrone Drift noch immer anhält. Hatte es nicht geheißen, dass die Effekte in Rhodans Haus erste Anzeichen dieser Drift waren? Das hatte die Zeitwissenschaftlerin Aichatou Zakara in Heft 2837 behauptet. Na egal, auch diese Nachwirkung des letzten Zyklus muss ja nicht unbedingt geklärt werden.

Zum Schmunzeln fand ich Sichu Dorksteigers Wahrnehmung der beiden Transterraner. Uwe Anton lässt die Wissenschaftlerin die beiden jungen Leute mustern, wie ein Entomologe seltene Käfer betrachten würde. Ob absichtlich oder zufällig erinnert das an eine Textstelle aus Heft 2845. Damals wurde Sichus Aufmerksamkeit gegenüber dem Unsterblichen Rhodan mit dem Interesse einer Koleopterologin gegenüber einem Insekt verglichen. Autor war damals Hubert Haensel.

Die Semitronik wird vom Autor zuerst vermenschlicht. Er greift sogar zu Vergleichen mit einem menschlichen Körper, um den Zustand ANANSIS zu beschreiben. In Teilen, so der Autor, sei die Semitronik unrettbar verloren. Ein merkwürdiges Statement für eine Maschine, die von Menschen gebaut wurde. Jede Technik lässt sich ersetzen. Die Frage, die sich eigentlich stellen müsste, ist die, ob die Technik vorher bereits mehr war, als nur die Summe ihrer Bestandteile. Ein Thema, dass so alt ist wie die Serie selbst und dem die Autoren mit schöner Regelmäßigkeit aus dem Weg gehen. So auch Uwe Anton, der dann doch die „Maschine“ reparieren lässt.

Während man noch glaubt, dass die Geschehnisse in der Milchstraße noch ein wenig länger beleuchtet werden, zieht der Autor das Tempo plötzlich wieder an. Das Schiff bricht auf und kaum angekommen, wird der erste Vorstoß vorgenommen. Mit den geschilderten Staubmassen und der Dichte habe ich angesichts der Zahlen, die im Roman stehen, so meine Probleme. Die Partikeldichte kann unmöglich so hoch sein, dass für eine Space-Jet kein Durchkommen ist! Die Galaxis hat einen Durchmesser von 150.000 LJ, wobei der Staubring 56.000 LJ vom Zentrum beginnt. Damit wäre der Staubring grob geschätzt 19.000 LJ dick. In den entscheidenden Szenen ist die Beschreibung sehr schwammig. Hier soll wohl nicht zu viel verraten werden. Ich hoffe da auf eine Auflösung im nächsten Band.

Insgesamt ein solider Roman, der das Thema „Aufbruch“ gut trifft und der Vogel Ziellos sehr gut porträtiert.


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