Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3349

Kampf um Luna – Leo Lukas

Nach der Löschung des Brennenden Nichts auf Neu-Atlantis laufen die Vorbereitungen, um auch die Anomalie auf Luna zu beseitigen. Vorher muss NATHAN zurückgeholt werden. Cameron Rioz liegt im Koma. Der neue Träger der letzten verbleibenden Schattenhand, Jasper Cole, ist jedoch noch längst nicht so weit, um damit umgehen zu können. Abgesehen davon muss sich Cole erst regenerieren und er benötigt eine Zelldusche. Damit einher geht das nächste Problem. Die letzte Zelldusche hatte nicht ausgereicht, das Brennende Nichts auf Terra zu löschen und die Anomalie auf Luna ist größer geworden und wächst zudem schneller.

Die Verantwortlichen haben Celina Bogarde aus den Augen verloren. Was sie nicht wissen, der von den Legaten eingesetzte Agent Mölger Ubundu sieht sich berufen, seine Rolle auf der Ersatzbank aufzugeben und aktiv in die Geschehnisse einzugreifen. Er will sich den Legaten empfehlen. Im Gegensatz zu Cassandra, die eine Einzelkämpferin ist, hat Ubundu ein Team geformt, das seinen Anschlagsplan ausführen soll. Halbgötter nennt er die Teammitglieder. Helgo Tatsanor und seine Schwester Weven sind Báalols und agieren als Telepathen und Telehypnotiseure. Xerxos ist ein Kampfposbi und der Epsaler Vutnam Zaruk ist einfach ein Schlägertyp. Alle haben ein aufgeblasenes Ego. Die Jülziish Yüs Yülküz ist stets betrunken, aber auch eine geniale Datenmanipulatorin. Als erstes besorgt sich Ubundu mit Hilfe der Zwillinge einen Informanten. Pierre Novotnik aus dem Team von Chefingenieurin Dhorita Efforlit, die bei den Maßnahmen gegen die Anomalie eine Verantwortliche ist, wird von den Báalols „rekrutiert“ und verrät so die Pläne von Perry Rhodan und Icho Tolot.

Die beiden Unsterblichen haben inzwischen eingewilligt, dass der Ylant Sloreg das Zellplasmastück von NATHAN erhält. Darüber erhalten sie nun die Information, bzw. die Anweisung, eine Hypertoyktische Brücke zwischen der Anomalie, Sloreg und dem Ylanten-Konstrukt im Orbit von Luna zu errichten. Die Arbeiten werden angegangen. Gleichzeitig wird der Transport des in einem Asteroiden versteckten Physiotrons in das Solsystem initiiert. Geplant ist, dass Jasper Cole eine größere Menge an Vitalenergie erhalten soll. Die Energiemenge wird ihn jedoch binnen weniger Stunden töten. Es muss also schnell gehandelt werden, um mittels der Schattenhand die Anomalie zu löschen. MOTRANS-Einheiten bewerkstelligen den Transport des Physiotrons. Parallel wird der Plan verfolgt, mit der Spezialeinheit G.H.O.S.T. im Sternwürfel nach dem Rechten zu sehen. Jasper Cole übt dazu mit den Teammitgliedern. Zudem nimmt Jasper über die Schattenhand Kontakt mit NATHAN auf. Das Mondgehirn übermittelt die Information, dass der Zugang nach 5-5-5 gesperrt ist.

Das Halbgötterteam von Mölger Ubundu hat alle Informationen erhalten, um die Löschung der Anomalie auf Luna zu sabotieren. Dank ihrer Legatentechnologie schaffen sie es unbemerkt an Bord der MOTRANS-Einheit mit dem Physiotron. Kurz vor Erreichen des Solsystems sind auch Jasper Cole und das ihn begleitende Spezialteam G.H.O.S.T. an Bord. Die Oxtornerin Luran Hawk-Ondroski wird misstrauisch, als sie erfährt, dass einer der Professoren, die das Physiotron betreuen, einen falschen Befehl in das System eingespeist hat. Ihre Nachforschung führen G.H.O.S.T. auf die Spur der Halbgötter. Es kommt zur Auseinandersetzung der Spezialeinheit mit den Saboteuren. Die Halbgötter werden verhaftet. Mölger Ubundu entzieht sich der Gefangennahme und begeht Suizid.

Jasper Cole bekommt die Zelldusche, zieht NATHAN aus dem Brennenden Nichts, das er anschließend löscht. Anschließend löst sich auch die Schattenhand auf.

Rezension

Leo Lukas’ abschließender Roman zum PHOENIX-Zyklus fühlt sich nach der Lektüre weniger als ein Schlussband an. Das Geschehen markiert eher so etwas wie einen Meilenstein, den man erreicht hat und unter Berücksichtigung der Handlungsebenen und offener Fragestellungen auch mehr wie eine Geschichte, die eine Wende einleitet, da die Geschehnisse in einem größeren Zusammenhang stehen. PHOENIX war als 50 Bände umfassender Zyklus angekündigt worden. Frühere Zyklen hatten zumeist 100 Bände. Zur Halbzeit verlagerte sich meist das Geschehen. Neue Raumschiffe, Figuren und Handlungsorte wurden eingeführt. Das wird mit 3350 auch so sein. Insofern markiert dieser 49er Roman kein isoliert zu betrachtendes Finale.

Dennoch ist dieser 49er ein anderer Roman, als ich es erwartet habe. Leo Lukas hat sich für das Finale einen ungewöhnlichen Aufbau ausgedacht. Ungewöhnlich zumindest in Bezug auf die Abschlüsse früherer Zyklen und ungewöhnlich auch in Bezug auf den Figureneinsatz. Zunächst tut der Autor etwas, das ich schon öfters angesprochen und gefordert habe. Er sorgt für eine Entzerrung von Figurenschicksalen. Da er auch den 48er schrieb, hat der Autor die Heldenreise von Cameron Rioz bereits vor 1 Woche enden lassen. In diesem Roman kommt der Trividder zwar nochmal zu Wort, aber der entscheidende Kampf war letzte Woche. In diesem Roman liegt das Schicksal Lunas auf den Schultern des bisherigen Sidekicks von Cameron. Jasper Cole nimmt am Ende die Last auf sich. Wie schon Tolot gegenüber Rhodan im Roman der Vorwoche anmerkt, ist Jasper das Fundament von Camerons Überleben und ein Symbol für einfache, aber starke Tugenden. Er steht in der Tradition von Figuren wie Samweis Gamdschie, Dr. Watson oder Ron und Hermine.

Im Prolog und im Roman hat Leo Lukas dieser Figur das „honigsüße Lächeln“ abgewöhnt und einen Helden geformt. Ungewöhnlich war auch, dass Leo Lukas den eigentlichen Höhepunkt des Romans aus einer Rückblende erzählt. Der Autor war sich sicherlich bewusst, dass eine dritte Schilderung, wie eine Figur die Schattenhand in das Brennende Nichts steckt und es löscht, nichts Neues bringen kann. Die Dramaturgie bleibt dennoch ein wenig auf der Strecke. Handlung und Dialog ziehe ich dann doch der Rückblendenerzählung vor. Da helfen auch nicht die zuvor vom Autor eingebauten (Ersatz)Actionszenarien mit Jasper Cole und G.H.O.S.T. beim gemeinsamen Übungseinsatz und der Showdown gegen die Halbgötter von Ubundu im Physiotron.

In einem Finale, so es denn eines war, muss es Schlag auf Schlag gehen. Indem Leo Lukas trotz exponentiellen Wachstums der Anomalie auf die Bremse tritt und G.H.O.S.T. einen längeren Part spendiert, nimmt er auch Spannung raus. Leider ergeht sich der Autor auch in etlichen Wiederholungen, wenn er ein ums andere Mal die Fähigkeiten der einzelnen Figuren in den beiden Gruppierungen beschreibt.

Ungewöhnlich war auch der Part des oder der Antagonisten. Shrell ist schon erledigt, Cassandra wird noch benötigt, also darf im Finale ihr Backup ran. Auch dieser Figureneinsatz kurz vor Ultimo ist ungewöhnlich. Ich kann mich jedoch nicht damit anfreunden. Der Autor nimmt mit der Verlagerung G.H.O.S.T. gegen Halbgötter die Figuren Perry Rhodan und Icho Tolot nahezu gänzlich aus dem Geschehen.

Mein Fazit zu diesem Roman: Leo Lukas hat einiges anders gemacht. Es anders zu machen, finde ich grundsätzlich mutig und per se auch gut. Dieses Finale von Ben Calvin Harys erstem Zyklus als Chefautor zeigt aber auch, dass noch Luft nach oben ist.


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