Entscheidung am Zyklonwall – Michelle Stern
Shrell hat alle genarrt. Das Wyconder-Aggregat an Bord des PHOENIX entwickelt ein unheilvolles Eigenleben. Es entsteht ein gigantisches, sternwürfelweites Entmaterialisierungsfeld. LEUN entsteht wieder. Der Effekt macht sich im ganzen Sternwürfel bemerkbar. Auch bei Gucky, der sich an Bord eines Robotraumers befindet, um zur Welt 2 von System 6-3-2 zu gelangen, wo es eine Kolonie für gefangene Restauraten und Straftäter gibt. Und wohin auch Tin gebracht wird, den Gucky retten will. Doch der Mausbiber ist nicht allein. Unbemerkt hat sich Yilad an Bord geschlichen. Die Yuit hat andere Pläne. Sie will Tin töten, den der hat Coyn im Auftrag von Foersh erschossen. Die Yuit und der Ilt werden von der mentalen Präsenz Shrells in ihren Köpfen attackiert. Shrell will nicht LEUN entstehen lassen, sondern SHRELL. Sie will zum Kern einer negativen Superintelligenz werden.
Im Innersanktum versuchen Perry Rhodan und die anderen verzweifelt, den Prozess der Entstofflichung aufzuhalten. Das Myzelien, das aus dem PHOENIX auf die Technik der Stationssteuerung übergesprungen ist, muss abgetrennt werden, damit die Großmentatrone desaktiviert werden können. Dr. Liam Barstow sieht nur eine Möglichkeit. Die Schiffsintelligenz Phoenix muss geopfert werden, wenn die Steuerknoten gesprengt werden. Derweil stoßen Atlan und Perry Rhodan zu den Mentatronen vor. Sie verbünden sich mit Foersh. Im Kopf der Leun steckt Aelor. Er ist der Einzige, der weiß, wie man die Maschinen ausschalten kann. Auf dem Weg warten zahlreichen Hindernisse auf die Verbündeten. In der YDUA tun Reginald Bull und Anzu Gotjian ihr Bestes, um die Realraumkorridore gegen weitere eindringende Schiffe zu verteidigen.
Alle Lebewesen im Sternwürfel müssen dabei die Stimme von Shrell in ihren Köpfen ertragen, die unablässig alle auffordert in den Gleichklang zu kommen und dem Ruf der Ewigkeit zu folgen. Der einzige Immune in dem Chaos ist Perry Rhodan. Seine Schattenhand schirmt ihn ab. Die gepeinigten Wesen bekommen einen kleinen Aufschub in ihren Bemühungen. Der Oszillationseffekt kehrt sich um, wie Sichu Dorksteiger feststellt. Danach wird er umso stärker auftreten und sie alle entmaterialisieren. Gucky und Yilad erreichen die Strafkolonie. Tin ist noch am Leben und Gucky will auch weitere Gefangene retten. Doch bei der Rettung stellen sich einige Gefangene gegen ihre Retter. Gucky, Yilad und Tin bleiben auf Welt 2 zurück, während das letzte Raumschiff sich entfernt.
Liam Barstow zündet die Sprengsätze. Der Phönix-Avatar erlischt. Zugleich breitet er sich aus. Sichu Dorksteiger hat ihn mithilfe ihres Nanokontingents in die Positronik des Innersanktums hochgeladen. Phoenix geht gegen die Schaltungen von Shrell vor, während Perry Rhodan Befehlseingaben von Aelor ausführt, um die Großmentatrone abzuschalten. Shrell hat bereits ihren Körper verloren. Verzweifelt sucht sich die Leun einen anderen Körper, damit ihr Bewusstsein nicht verweht. Sie attackiert Anzu Gotjian. Mit gemeinsamer mentaler Anstrengung können Reginald Bull und die anderen den Angriff abwehren. Shrell ist tot. Doch der Sternwürfel ist noch nicht gerettet. Er droht in ein schwarzes Loch umgewandelt zu werden. Rhodan schickt alle weg. Er will mit Aelor den Prozess aufhalten. Notfalls wird er mit der Schattenhand nach Terra gehen.
Einmal mehr wird Perry Rhodan getäuscht. Während sich alle anderen in Sicherheit bringen, führt er Schaltungen aus, die ihm Aelor vorgibt. Das Chaos können sie nicht stoppen, so Rhodans Eindruck. Der Unsterbliche macht den Schritt ins Brennende Nichts. Aelors Schaltungen bewirken jedoch, dass der Sternwürfel in eine Transition geht. Der Sternwürfel verschwindet samt Gucky.
Sechs Monate später ist der PHOENIX im Wycosystem repariert und aufgerüstet worden. Er hat nun einen Hypertrans-Progressor wycondrischer Prägung, einen Sextadim-Schutzschirm sowie einen Fiktivtransmitter. Eine Kommode enthält ein Geheimnis, das später enthüllt werden soll. Dank Sichus Nanokontingent konnte auch die Schiffsintelligenz Phoenix wieder hergestellt werden. Die beiden Schiffe YDUA mit Reginald Bull und Anzu Gotjian und der PHOENIX mit den anderen brechen auf, um den Sternwürfel mit Gucky zu finden.
Rezension
Der Zyklus strebt dem Höhepunkt zu. Die Agolei-Ebene scheint mit dem Tod der Widersacherin Shrell zunächst beendet. Da sich die beiden Schiffe der Galaktiker aber dort noch aufhalten, um nach Gucky zu forschen, wird der Handlungsschauplatz möglichweise im nächsten Zyklus weiterverfolgt. Es sei denn, man packt die Gelegenheit beim Schopfe, und parkt einige Haupthandlungsträger, wie in der Vergangenheit schon öfters geschehen. Dann wären Sichu Dorksteiger, Reginald Bull und Atlan für einige Zeit aus dem Geschehen.
Ansonsten hat sich der Exposé-Autor für ein zweigeteiltes Zyklusfinale entschieden. Statt auf Erde/Mond und im Sternwürfel parallel die Probleme anzugehen, schaltet er zunächst Shrell aus. Gut so, denn dadurch wird ein wenig mehr Spielraum für die beteiligten Figuren geschaffen. Gucky bekommt einen größeren Part eingeräumt, Perry Rhodan auch, Phoenix und Barstow, Sichu Dorksteiger und sogar Meg Ontares. Und auch Bully darf sich den Frust von der Seele ballern.
Ansonsten spielt der Schlussband dieser Handlungsebene mit den typischen Konflikten. Nicht alle Beteiligten verfolgen friedliche oder wohlwollende Absichten. Gucky muss sich mit Yilad zusammenraufen, Anzu mit Reginald, Rhodan mit Aelor. Der Titelheld wird mehrfach reingelegt. Zuletzt von Aelor. Über den erfahren wir leider nichts weiter. Die Thematik könnte entweder unbeantwortet bleiben oder wird eben später noch erzählt werden. Obwohl die Autorin Michelle Stern es an allen Ecken und Enden krachen lässt, muss man sich um die Figuren keine Sorgen machen. Die Spannung durch existentielle Bedrohung hielt sich in Grenzen. Sogar Anzu springt dem Tod noch mal von der Schippe. Ihr bleiben eineinhalb Jahre für eine Zelldusche.
Die Gefahr, dass der Band 3347 überfrachtet wirkt, wenn zu viele Konzepte parallel laufen, ist glücklicherweise nicht eingetreten. Zyklusabschlüsse des vorherigen Exposé-Gespanns wirkten arg gedrängt. In diese Falle tappt Ben Calvin Hary nicht und entzerrt Geschehen und Figureneinsatz geschickt. Die zu treffenden moralischen Entscheidungen in diesem Band betrafen vor allem Gucky, der im Chaos versucht, nicht nur Tin zu retten, sondern auch Yilad zu bekehren und dessen Moralität durch das Handeln der anderen Gefangenen betraft wird. Etwas kitschig kommen mir die Szenen sechs Monate später auf Neu-Wengir rüber. Und die technischen Upgrades sind hoffentlich wohl überlegt. Sie könnten sonst zukünftige Spannungskiller sein. Fiktivtransmitter als Guckyersatz?
Die Entzerrung beim Zyklusfinale wirkt sich positiv auf Tempo und Balance dieser Geschichte aus. Nichts wirkt gehetzt oder überladen. Im Gegenteil. Manchmal kann die Autorin sogar etwas Tempo herausnehmen, um es dann wieder anzuziehen. Und nun kann man sich ganz auf die Zuspitzung auf Terra/Luna konzentrieren.
Gelungener erster Teil des Zyklusfinales!

