Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3336

Das kosmische Artefakt – Christian Montillon

Nach seinen Schritt in den Zykluswall, der System 5-5-5 umgibt, wird Perry Rhodan von Anzu Gotjian empfangen. Die Terranerin hat Reginald Bull vor 180 Jahren auf den Chaoporter FENERIK begleitet. Rhodan erzählt Anzu seine Geschichte. Im Gegenzug erfährt er, dass er in der Steuerstation des Sternwürfels gelandet ist. Die Station ist gleichzusetzen mit System 5-5-5. Allerdings war Anzu lange unterwegs. Sie hat Reginald Bull zuletzt vor 58 Jahren getroffen und ist nur wenige Stunden vor dem Unsterblichen hier eingetroffen. Sie hat Bull in der Schaltzentrale gesucht, aber nicht angetroffen. Auf Nachrichten über Internkom reagiert er nicht. In der Station herrscht Chaos. Als Anzu in das Brennende Nichts stürzt, kann Rhodan sie mit der Schattenhand wieder herausziehen. Sie machen sich auf, um nach Reginald Bull zu suchen. Unterwegs berichtet Anzu Gotjian von ihrer Zeit auf FENERIK.

Dort nahm sie den Posten einer Junior-Quintarchin ein. In gleicher Position agierte eine Larve des ehemaligen Quintarchen Addanc. Farbaud und Reginald Bull waren vollwertige Quintarchen. Nach seinem Aufbruch aus der Milchstraße hatte der neutralisierte Chaoporter erst einen Kasus hinter sich gebracht. Nun erreichte er die irreguläre Galaxis Gordaur. Damit begannen die Probleme. Die Lebewesen an Bord des Chaoporters beobachteten einen Verlust ihrer Erinnerungen. Selbst Wesen, die ein eidetisches Gedächtnis besaßen, litten darunter, Ereignisse zu vergessen. Anzu Gotjian war in besonderer Weise betroffen. Ihre Paragabe veränderte sich sprunghaft. Dadurch brachte sie andere in Gefahr. Die Phänomene schienen von der hyperphysikalischen Unruhe in der Galaxis Gordaur ausgelöst zu werden. Die Quintarchen riefen den Kasus 002 aus und beschlossen, das Phänomen zu untersuchen.

In Gordaur betätigen sich die Bas-Pheken als ordnende Kraft. Sie haben ein Utopia geschaffen. Frieden und Wohlstand für alle, kein anderes Volk begehrt dagegen auf. Anzu Gotjian nimmt Kontakt zu den Bas-Pheken auf und erfährt, dass dieses Volk auf dem Sprung zu einer Superintelligenz steht. Die Zunahme der hyperphysikalischen Aktivitäten sind Auswüchse dieser Entwicklung zu einem Geistwesen. Farbaud und Addanc wollen diese Entwicklung stoppen, weil sie die Utopie, die von den Bas-Pheken geschaffen wurde, als unnatürlich betrachten. Bull ist dagegen, aber Gotjian stellt sich auf die Seite von Farbaud und Addanc. Die Kastellanin Verind Nott soll ihre Gabe der Entfaltung einsetzen. Sie kann damit voraussehen, wie sich eine Situation entwickeln wird, wenn vom Chaoporter verschiedene Manipulationen eingesetzt werden. Der Einsatz der Kastellanin endet in einem Fiasko. Die Bas-Pheken scheinen auf alle Möglichkeiten vorbereitet.

Junior-Quintarchin Anzu ändert ihre Meinung sehr zum Missfallen von Farbaud. Eine neue Abstimmung unter den Quintarchen kommt zum Ergebnis, Kasus 002 als abgeschlossen anzusehen. Die Galaxis wird dem Lauf der Dinge überlassen und FENERIK zieht weiter. Die chaoversale Querung brachte ihn dann in die Nähe der Agolei und da gingen die Probleme erst richtig los.

Rezension

Im Zyklusauftakt in Band 3300 wurden die Leser mit einer neuen Situation konfrontiert. Reginald Bull hat den Sternwürfel an sich gerissen und das Volk der Leun versklavt. Ein Usurpator soll er sein, der älteste Freund des Titelhelden. Mit dem Roman von Christian Montillon nähern wir uns der Beantwortung der Frage, wie das alles hat passieren können und vor allem, ob die Aussage von Shrell auch stimmt. Eng verbunden damit ist die Geschichte, was mit FENERIK nach seiner Neutralisierung geschehen ist. Der Autor lässt nun seine Protagonistin Anzu Gotjian einen Teil dieser Geschichte erzählen. Mit der Figur Anzu Gotjian verbinde ich tolle Abenteuer im Saum des Chaoporters. Die ehemalige Transmitterspezialistin hat auf jedem Fall Profil. Sie ist selbstbewusst und tritt gegenüber Unsterblichen nicht nur auf Augenhöhe auf, sondern mitunter auch spöttisch. An diese Darstellung knüpft die Beschreibung der Figur in dieser Geschichte an. Anzu lässt sich nicht so leicht beeindrucken, auch nicht von Reginald Bull und sogar nicht von einem Farbaud.

Die Rückblicke, die der Autor mit seiner Figur macht, gestaltet er mit zwei verschiedenen Erzählstilen. Zunächst lässt er sie in der Ich-Erzählform berichten, um anschließend in die personale Erzählform zu wechseln. In der Ich-Erzählform plappert sie ein wenig zu viel. Die andere Erzählform las sich angenehmer. Insgesamt betrachtet hat mir die Figurendarstellung gefallen. Der Inhalt des Romans, der sich mit einem Ereignis befasst, das noch nicht lange nach dem Aufbruch FENERIKS spielt, diente dem Autor vor allem dazu, ein wenig die damaligen Figuren ins Gedächtnis zurückzuholen. Dummerweise wurden auf dem Chaoporter auch Figuren geparkt, die sich im damaligen Zyklus als Rohrkrepierer erwiesen hatten. Ich spreche von den Kastellanen. Der damalige Exposé-Autor Wim Vandemaan hatte die Idee mit einer unsterblichen Eingreiftruppe, die für ES die Eisen aus dem Feuer holen, im Nachhinein als Fehler bezeichnet. Denn diese Gruppe gab es schon. Es sind der Titelheld und seine Freunde. Nachdem man mit den Kastellanen also nicht mehr viel anfangen konnte, schrieb man sie raus.

Christian Montillon war nun der Ansicht, diese überflüssigen Figuren nicht nur zu erwähnen, er gab einer von ihnen auch einen kleinen Part in seiner Geschichte. Das war eine schlechte Idee. Der Autor musste dazu ein wenig ausholen und erklären, dass die Kastellane nur dazu an Bord waren, um darüber zu wachen, dass der Chaoporter tatsächlich neutralisiert blieb und in diesem Sinn agierte. Nur kann der Autor genau dieser Funktion kein Leben einhauchen. Also bleibt er die Antwort schuldig, wie das geschehen soll. Und die Figur Verind Nott war somit schon vorher tot. Der Autor untermauert mit dieser Darstellung lediglich, dass die Kastellane überflüssige Figuren der Serie waren oder noch sind.

Die „Entscheidung“, in die Entwicklung der Bas-Pheken einzugreifen, wird vom Autor nicht nachvollziehbar herausgearbeitet. Jedenfalls tat ich mir schwer, zu verstehen, warum dies ein Kasus sein soll. Es wird durch die Bezeichnung, das Gordaur durch das Wirken der Bas-Pheken ein protoformes Kosmo-Artefakt sein soll, auch nicht deutlicher. Und warum sollte die Entwicklung der Bas-Pheken zu einem Entgleiten des diffizilen Gleichgewichts der kosmischen Mächte führen? Einzig die Reaktion Reginald Bulls ist überzeugend, als er Anzu fragt, ob sie dieses Gewäsch glaubt?

Dass der erste Aufschlag noch nicht alle Fragen beantworten würde, war natürlich klar. Dieser Rückblick auf FENERIK zeigt aber, dass sich das Führungsquartett mit der Rolle, die der Chaoporter nach seiner Neutralisierung innehatte, keineswegs einig waren. Möglicherweise berichtet bereits der nächste Roman von der Trennung Bulls von FENERIK.

Das Zusammenspiel Rhodan – Gotjian hätte nach meinem Geschmack etwas ausgebaut werden können. Die Rückblicke waren gut geeignet, um das Konstrukt FENERIK ins Gedächtnis zurückzuholen. Auf die Kastellane hätte der Autor besser verzichtet.


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