Ansichten zu Perry Rhodan Androiden – Heft 03

Der Jahrtausendirrtum – Dietmar Schmidt

Während Perry Rhodan und der Außentrupp der MUNGO PARK von den Robotern paralysiert und von Chentap entführt werden, entbrennt in dem System ein Raumkampf. Aurelia Bina, die mit einer Space-Jet dort eintrifft, sieht, wie sich Schlachtschiffe der Föderation Normon mit den blau-silbernen Kugelschiffen der Roboter einen Kampf liefern. Die Roboterschiffe sind wendiger und beschleunigungsstärker als die Schiffe der Föderation. Aber waffentechnisch sind sie unterlegen. Gucky kann Aurelia Bina aus einer brenzligen Situation helfen. Beide statten dem Admiral der Flotte, Nagmum Kane, einen Besuch ab. Die auf Chentap weilende Marlynn Kane ist seine Nichte. Entsprechend motiviert ist der Admiral. Viele Robotschiffe werden vernichtet, die anderen fliehen. Man erkennt, dass die Menschen von dem Planeten verschleppt wurden.

Zur gleichen Zeit werden im Hoheitsgebiet der Föderation Normon und nur wenig später auch im Gebiet der LFG Planeten mit menschlicher Bevölkerung angegriffen. Die Roboter gehen erbarmungslos gegen die Bewohner vor. Technische Anlagen, sofern sie nicht der Verteidigung dienen, werden hingegen geschont.

Perry Rhodan, Marlynn Kane, Lilja (Junia) Ryksdottir, Kor Chappal, Johann Aspra und der Chenno Auqunn sind auf Asgylon gelandet. Auch hier blau-silberne Raumschiffe, so weit das Auge reicht. Dazwischen ein größeres Schiff, das als Langdistanz-Arche bezeichnet wird. Die Gruppe soll getestet werden. Die Roboter ziehen in Zweifel, dass es sich bei den Menschen um Menschen handelt. Obwohl Perry Rhodans Identität bestätigt wurde, werden alle in der Gruppe nicht als Menschen anerkannt. Somit sei auch Perry Rhodan kein Mensch, so der Fehlschluss der Maschinen. Sogar Auqunn müsse nun beweisen, dass er ein Mensch ist. Der erste Test bringt die Mitglieder der Gruppe in Lebensgefahr.

Aurelia Bina ist inzwischen zu diversen Welten aufgebrochen, die ehemals Siedlungswelten der Menschen waren, aber aus verschiedenen Gründen aufgegeben wurden. Dabei trifft sie überraschend Virgil wieder, einen Roboter, den sie bei ihrer letzten Begegnung zerstört hatte. Sie versucht einen Kontakt zu dem Roboter, um eine Lösung für die ausufernden Raumschlachten um zahlreiche Welten herbeizuführen. Das misslingt. In weiteren Konfliktpunkten trifft die Posmi danach immer wieder auf Virgil, der sie auf seine Seite zu ziehen versucht. Gucky und Aurelia Bina setzen schließlich einen Plan des Ilts um, der sie auf die Spur von Perry Rhodan führen soll. Die im Koma liegende Lilja Ryksdottir hat eine mentale Verbindung zu ihrer Zwillingsschwester. Wird diese Verbindung wieder hergestellt, kann Gucky den Aufenthaltsort der Entführten espern. Tagelang klappern die beiden Sonnensysteme ab. Schließlich gelingt der Kontakt.

Perry Rhodan und die anderen haben den ersten Test überlebt. Sie machen eine folgenschwere Entdeckung. Die Roboter folgen tatsächlich einer Programmierung Rhodans. Es scheint sich um Nachkommen der Androgynen zu handeln, die ca. 800 Jahre zuvor auf dem Flug der BASIS zur großen Leere unterwegs ausgesetzt wurden. Der nächste Stützpunkt ist 20 Millionen Lichtjahre entfernt. Perry will die Langdistanz-Arche stehlen und dorthin fliegen. Die Gruppe ist uneins. Schließlich wollen Kane, Chappal und Auqunn den Unsterblichen begleiten. Die anderen werden von Gucky, der inzwischen eingetroffen ist, zur Space-Jet teleportiert. Im Gegenzug bekommt die Gruppe um Rhodan einen kleinen Trupp Raumsoldaten zur Unterstützung. Nun müssen sie nur noch die Langdistanz-Arche steuern können.

Rezension

In einer Serie, an der mehrere Autoren mitwirken, werden die gleichen Figuren von unterschiedlichen Autoren auch verschieden dargestellt. In der Hauptserie fällt das kaum auf. Zum einen, weil die Autoren seit vielen Jahren zusammenwirken. Zum anderen, weil durch Redaktion und Lektorat eine einheitliche Form angestrebt wird. In den Miniserien ist man ein bisschen befreiter. Die Darstellung der Aurelia Bina durch Dietmar Schmidt ist eine andere, als in den Romanen der Hauptserie. Der „Unterschied“ ist nicht groß, regt aber zum Nachdenken an, welche Beschreibung besser zu der Posmi passt. In der EA ist die Posmi in der Lage Emotionen auch ohne Plasmaanteil zu simulieren und bei Bedarf diese „Simulation“ auszublenden, bzw. zu unterdrücken, wenn ihr Handeln dadurch beeinflusst wird. Nun lässt es sich trefflich spekulieren, ob sie echte Emotionen empfindet oder eben nur einen Eindruck vom Emotionen erhält, die es ihr im letzteren Fall erlauben würde, biologische Lebensformen besser zu verstehen. In diesem Roman verzichtet der Autor auf den Begriff der Simulation. Damit gibt er seiner Figur ein höheres Maß an Emotionen, als es der Aurelia Bina in der EA zugestanden wird. Dietmar Schmidt beginnt schon zu Beginn seiner Geschichte einen Kurs mit seiner Figur zu fahren, die sich mit der Thematik auseinandersetzt, ob maschinelles Leben von biologischen ausgegrenzt wird.

Damit bekommt diese dritte Geschichte der Androiden-Serie etwas mehr Tiefgang, als es die ersten beiden Romane vermuten ließen, die sich verstärkt mit dem Aufbau einer Bedrohung beschäftigten. Der „Tiefgang“ erhält dann einen Dämpfer, wenn man das Gespräch zwischen den Entführten um Perry Rhodan mit ihren Entführern, den Androiden, zugrunde legt. Die Formel lautet in etwa so: Die Identität von Perry Rhodan wurde bestätigt, sie wird nicht infrage gestellt. Andererseits ist er kein Mensch. Also kann er nicht Perry Rhodan sein. Für einen einzelnen Roman kann das ganz lustig sein. Aber sollte dieser Jahrtausendirrtum 12 Romane anhalten, dann weiß ich nicht, ob ich das durchhalte.

Hin und wieder schleichen sich Fehler ein. Beispielsweise kann Aurelia Bina bei der Schlacht um Pantrals Welt aufgrund der Tarnung der normonischen Schiffe die einzelnen Typen nicht mehr auseinanderhalten. Dennoch kann sie präzise die Abschüsse einzelnen oder mehreren Typen zuordnen. Die Verwendung der Bezeichnung „Androiden“ scheint sich zu einem Running-Gag zu entwickeln. Wie ich in der Besprechung zu Heft 1 schrieb, wurde die Serie kurzfristig von Droiden in Androiden umbenannt, um Rechteproblemen aus dem Weg zu gehen. Das Problem ist, dass auch bei der ursprünglichen Verwendung des Begriffs Droiden, dies ebenso wenig auf die bislang beschriebenen Kunstgeschöpfe gepasst hätte. Es sind, Stand Band 3, einfach nur Roboter, das Gros davon nicht menschenähnlich. Aurelia Bina bezeichnet die Verwendung des Begriffs Androiden als Schwachsinn. Recht hat sie.

Ungeklärt bleibt zunächst, ob Aurelia Bina vielleicht analog zu dem TARA auf Chentap, einen fremden Programmcode erhalten hat. Sie empfindet eine „brennende Wut“ nach der Schlacht um Pantrals Welt. Sie wünscht sich sogar die Vernichtung der DORADO mit Admiral Kothar. Für die stellvertretende TLD-Chefin ist das starker Tobak. Weitere Darstellungen einer wie immer gearteten Fehlprogrammierung bei Bina gibt es dann aber in dem Roman nicht mehr. Ihr Verhalten ist also vielleicht doch nur der etwas anderen Figurendarstellung des Autors geschuldet. Binas weitere Aktionen fallen dann wieder sehr trivial aus. Sie will weitere Siedlungswelten aufsuchen, um nachzusehen, ob die Roboter auch dort seien. Und vielleicht entdeckt sie dort irgendwo etwas Neues. Dieses Vorgehen der Posmi ist doch sehr harmlos. Allerdings von Erfolg gekrönt. Letztlich kann sie sogar Rhodan finden, bleibt dann allerdings in der Milchstraße zurück.

Das Testszenario, dem sich Perry Rhodan und die anderen Entführten stellen müssen, schildert der Autor so, als müssten die Probanden lediglich Klötzchen aufeinanderstapeln. Der Szene, in der zunächst der Siganese und dann alle in Lebensgefahr geraten, fehlte es an Dramatik. Zu distanziert und zu wenig emotional gerieten die Dialoge und Aktionen für meinen Geschmack. Eines der „Testergebnisse“ ist im Übrigen, dass Perry Rhodan mangelnde Führung bescheinigt wird. In der Tat scheint der Titelheld im schmieden von Plänen groß zu sein, im Test selbst hat er zwar zur Rettung des Siganesen beigetragen, die entscheidenden Aktionen gingen jedoch von den anderen aus.

Ein durchwachsener Roman. Einerseits treibt der Autor die Story konsequent voran, andererseits entwickelt die Story aufgrund des beinahe schon banal geschilderten Konflikts keine große Anziehung auf mich. Mal sehen, ob die Fehlprogrammierung der Androgynen bezüglich des „Menschseins“ und die in Raumschlachten ausgetragene Auseinandersetzung noch eine andere Qualität verpasst bekommen. Ich erwarte jetzt nicht unbedingt eine Auseinandersetzung, inwieweit künstliches Leben dem menschlichen gleichzusetzen ist. Aber ein bisschen mehr als ein Quellcode-Fehler in der Programmierung darf es schon sein.


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