Ganymed fällt – von Hubert Haensel/Kai Hirdt
Auf Ganymed geht Reginald Bull inzwischen davon aus, dass der Mond nicht mehr zu retten ist. Selbst wenn es zu verhindern ist, dass Jupiter sich in ein Schwarzes Loch verwandelt, kann die Kollision Ganymeds mit dem Riesenplaneten nicht mehr aufgehalten werden. Also müssen die Ganymedaner evakuiert werden. Hier liegt das nächste Problem. Bull geht davon aus, dass sich inzwischen Hunderte von Schiffen der Liga dem Jupiter genähert haben. Aber die Schwerkraftanomalien lassen eine Landung auf Ganymed nicht zu. Und Funkkontakt ist ebenfalls nicht möglich. Das einzige größere Schiff, das Bull zur Verfügung steht, ist das Beiboot der CHARLES DARWIN II. Leider ist auch zu diesem Schiff die Verbindung abgebrochen. Reginald Bull muss unbedingt einen schweren Gleiter auftreiben, mit dem er zum Raumhafen fliegen kann. Der Syndikatssenator Starbatty, der inzwischen ebenfalls den Ernst der Lage erkannt hat, begleitet den Residenz-Minister.
Auf MERLIN ist Chayton Rhodan mit seinen Kämpfern des Lichts unterwegs, um den Kommandoraum der Faktorei zu stürmen. Er will von dort die Station aus dem Gefahrenbereich navigieren. Der Vorstoß in den Kontrollraum gelingt trotz heftiger Gegenwehr der SteDat. Doch Chayton hatte seinen Leuten Tau-acht gegeben und die Mutantenfähigkeiten geben den Ausschlag. Doch im Kontrollraum kann Chayton nichts mehr ausrichten. Die Triebwerke sind außer Kontrolle und obwohl er Triebwerksspezialist ist, kann er sie nicht kalibrieren, um sie zu beeinflussen. Zudem tritt in unmittelbarer Nähe zu MERLIN ein Schwerkrafteffekt auf, der wie ein kleines Schwarzes Loch wirkt. Die Kräfte des Mikro-Lochs sind so groß, dass Chayton mit seinen Leuten fliehen muss.
Reginald Bulls Versuch einen schnellen Gleiter zu besorgen, wird von SteDat-Leuten unterbunden. Starbatty wird abgeführt, Bull kann entkommen. Der Unsterbliche muss anders vorgehen, da die SteDat inzwischen alle Kuppeln auf Ganymed kontrolliert. Zusammen mit der Bürgermeisterin und ihren Leuten will er das Isidor-Bondoc-Building stürmen, das Hauptquartier seiner Gegner.
Auf MERLIN lässt sich Chayton von einem der Techniker aus dem Kontrollraum überzeugen, dass man MERLIN nicht mehr retten kann. Aber es gäbe eine Space-Jet, mit der man fliehen kann. Die Gruppe erreicht den Hangar mit dem Beiboot. Als einer der letzten will Chayton an Bord. Doch Tarla Phel wendet sich gegen ihn. Hilflos muss er zusehen, wie die anderen mit der Space-Jet die Station verlassen. Obwohl er weiß, dass es ihn töten wird, nimmt er eine letzte Brise von dem Tau-acht. Chayton fühlt sich mächtig, denn nun erwacht seine Paragabe, die es ihm ermöglicht, Eingriffe auf die Schwerkraft vorzunehmen. Er spürt die Gravitonen und kann sie beeinflussen. Er will sich an Oread Quantrill rächen.
Der Überfall auf das Isidor-Bondoc-Building bringt Reginald Bull und seine Unterstützer wieder im Vorteil. Im Zweikampf tötet der Unsterbliche den SteDat-Chef Daubert Eviglich. Nun endlich kann Bull zur Korvette der DARWIN vorstoßen. Die Besatzung ist von der SteDat paralysiert worden. Als alle wieder einsatzbereit sind, startet Bull einen Angriff auf das Artefakt. Die ersten Versuche schlagen fehl. Das Waffenfeuer kann dem Gravitonen-Effektor nichts anhaben. Selbst ein kleines Transformgeschoss verpufft wirkungslos. Bull erinnert sich an Kateen Santoss. Die Frau stand in merkwürdiger Beziehung zum Artefakt. Er lässt sich berichten, wie die Mediker es geschafft haben, Santoss vom Artefakt abzuschirmen. Darüber findet Bull einen Weg, das Gebilde auszuschalten. Die Gefahr ist gebannt, doch Ganymed taumelt weiter Richtung Jupiter.
Endlich gibt es auch wieder Kontakt zu den Einheiten der Flotte. Trotz allem, käme eine Evakuierung zu spät, bzw. würde sie zu lange dauern. Bull gibt den Befehl aus, Galileo-City und die anderen Kuppeln aus dem Eis des Mondes herauszulösen und vom Mond wegzuschleppen. Mit vereinten Kräften gelingt der Plan.
Die Folgen, wenn Ganymed auf Jupiter trifft, sind unvorhersehbar. Der Mond muss zerstört werden. Von dem inzwischen eingetroffenen Experimentalschiff TSUNAMI-X wird auf Bulls Anweisung hin, ein SHIVA-Antimaterietorpedo auf Ganymed abgefeuert.
Rezension
Die Geschichte um Reginald Bull ist deutlich besser aufgestellt als in Band 6, als der Unsterbliche doch relativ hilflos und ohne Fortune agierte. In der aktuellen Geschichte spielt Bull stärker auf. Das größte Problem der Story ist allerdings, dass man für die Gesamtstory insgesamt auf drei Hauptdarsteller setzt, die in der Erweiterung der ursprünglichen Geschichte nun noch Chayton Rhodan berücksichtigen muss. Bei diesem relativ übersichtlichen Handlungsort Jupiter und Ganymed und der zeitlichen Abfolge innerhalb weniger Tage kommt es daher zu einem Ermüdungseffekt, wenn die drei (vier) Protagonisten unabhängig voneinander den Geheimnissen um den kollabierenden Riesenplaneten auf die Spur kommen wollen.
Im Falle von Reginald Bull hätte die Befriedigung seiner Neugierde in Band 6 mehr Sinn gemacht, als hier in diesem Band, wo der Untergang dicht bevorsteht. Dennoch konnte Bull endlich beweisen, warum er in dieser Miniserie mit dabei ist.
Von Chayton Rhodan war ich anfangs angetan. Die Verknüpfung mit Perry Rhodan auf einer privaten Schiene machte den Auftaktband zu etwas Besonderem. Inzwischen zeigt sich jedoch, dass die Hereinnahme einer weiteren stärker aufspielenden Figur nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist. Wie erwähnt, muss auch Chaytons Handlungsebene mit den gleichen Informationen gefüttert werden, wie Perrys, Mondras und Reginalds Ebene. Obwohl ich den alten Roman „Jupiter“ nicht gelesen habe, weiß ich aufgrund des Lesens der Erstauflage von den Folgen der Geschichte. Mit diesem Wissen tritt, zumindest für mich, auch immer stärker zu Tage, dass Chaytons Handlungsebene bestimmte Ereignisse nicht beeinflussen kann. Während Perry, Mondra und Bull für die Ergebnisse sorgen, ist Chayton nur ein Mitläufer. Und leider einer, der mich immer weniger anspricht. Wenn seine Kämpfer des Lichts durch die Station trotten und er sie nur mühsam zu etwas bewegen kann, wird kein Echo bei mir erzeugt. Das liegt auch daran, dass die Figur Chayton häufig selbst nicht den Eindruck macht, etwas bewegen zu wollen. Jedenfalls kann ich mit Chayton immer weniger anfangen. Irgendwann, es war wohl in den Lüftungsschächten von MERLIN, habe ich die Figur verloren.
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