Der Pakt – Marc A. Herren / Michael Marcus Thurner
Zwei erfolgreiche Einsätze in Folge nähren die Hoffnung, der Invasion der Vantani langsam Herr zu werden. Perry Rhodan und Kantiran konnten Lias-Cor-L’agyr, bzw. Darydom, wie sich die Dominanz nennt, einen Schlag versetzen, als sie ihm Nija-Man-S’ogal entreißen. Und Stayn hat zusammen mit Miro Teik den Inkubator vernichtet. Nun geht es darum, an diese Erfolge anzuknüpfen. Die Vantani sind geschwächt. Rhodan will zu Lias-Cor-L’agyr auf dem Mond Meeting Point im Crosssystem zurückkehren und ihn ausschalten. Dao-Lin-H’ay soll parallel für Ablenkung sorgen und zusammen mit Kantiran und Nija-Man-S’ogal die von Vantani kontrollierten Raumschiffe um das Versteck der Dominanz angreifen. Dazu rekrutieren sie eine Flotte, die der frühere Despot Nija-Man-S’ogal bei den Kämpfen gegen die Vantani noch nicht eingesetzt hat. Deren Besatzungen somit noch unbeeinflusst sind.
Beide Vorhaben starten zeitgleich. Perry Rhodan und Stayn nähern sich Meeting Point während die kleine Flotte von 87 Schiffen der Kartanin die Vantani-Flotte angreift. Nija-Man-S’ogal kann auf die Mutter der Vantani in sich Einfluss nehmen, die wiederum die einfachen Vantani in den Raumschiffen beeinflusst. Und Kantiran greift mit seiner Instinkttelepathie ebenfalls in das Geschehen ein. Rhodans Sohn verausgabt sich dabei. Er hat immer wieder Flashbacks, die seine Vergangenheit aufleben lassen und die den Pakt schildern, den er eingegangen ist.
Jahrhunderte zuvor musste er zunächst den Tod von Cosmuel Kain miterleben. Die Halbcyno starb bei einem Einsatz auf der Gurradwelt Schazharr. Während Kantiran sich in seiner Trauer auf seinem Schiff THEREME aufhielt, bekam er Besuch von Carfesch. Der Sorgore beschied ihm, sich an einem Scheideweg zu befinden und neue Ziele benötigen würde. Carfesch bot ihm Zellduschen an, damit er Aufträge für ihn wahrnehmen könnte. Kantiran ging auf den Pakt ein. Eine Mission Carfeschs brachte Kantiran mit Colounshaba zusammen. Die Arcoana wiederum arbeitete mit einem zweiten Menschen zusammen. Kantiran traf auf Sahira Saedelaere. Die beiden wurden ein Paar. Sahira warnte Kantiran vor dem Sorgoren. Der nahm ihre Mahnungen nicht ernst. Er erfuhr von Carfesch, dass sich eine negative Superintelligenz namens KOIMBRA die verwaiste Mächtigkeitsballung von ES einverleiben möchte. Carfeschs Plan war es, die SI, bzw. deren Truppen nach Ursa Minor zu locken. Die Kartanin, die er über Dao-Lin-H’ay dorthin geschickt hatte, sollten mit ihrem Reich der Ruhe eine Art Honigtopf darstellen, der die feindlichen Kräfte anlockt. Kantiran sollte zunächst Dao-Lin-H’ay unterstützen und dann sie aber auch hintergehen. Denn parallel sollte er das Reich der Ruhe wehrfähig machen. Rhodans Sohn bewirkte durch sein Eingreifen das Erschaffen einen Opposition. Die Kralle, wie sie heute existiert, geht auf sein Wirken zurück.
Mit Sahira hat Kantiran eine Tochter namens Vaelira. Das Mädchen hat im Alter von 14 Jahren einen Unfall mit der Schwarzen Maschine ihrer Mutter. Fortan altert sie nicht mehr und bleibt im Körper einer 14-Jährigen gefangen. Sahira und Kantiran leben sich auseinander und gehen wieder getrennte Wege.
Kantiran kehrt in die gegenwärtige Realität zurück. Der Einsatz der Flotte hat Erfolg. Wie Rhodan mitteilt, ist die Dominanz von Meeting Point im Crosssystem geflohen. Die befallenen Kartanin sterben, als die einfachen Vantani sie verlassen. An anderen Orten verlassen die Vantani auch ihre Wirtskörper, die aber am Leben bleiben. Rhodan macht sich mit Stayn an die Verfolgung von Lias-Cor-L’agyr. Er vermutet, dass er sich in die Milchstraße absetzen wird. Sein Weg muss daher über den Sonnentransmitter und der Ajin-Station gehen. Dort angekommen, zeigt sich, dass auch die Station von den Vantani übernommen war. Die meisten Bewohner sind tot. Von Lias-Cor-L’agyr keine Spur.
Rezension
Das Setting der Gemeinschaftsarbeit des Autorengespanns Marc A. Herren / Michael Marcus Thurner ist übersichtlich gestaltet. Nachdem man den Vantani mit dem Inkubator die Basis entzogen hat, bröckelt die Front der Invasoren. Wie auch in den Romanen zuvor, sind wieder 2 Figurenteams im Einsatz. Vor zwei Romanen konnte Rhodan einen Erfolg auf dem Mond gegen die Dominanz verbuchen. Im letzten Roman waren es Stayn und der Haluter. In diesem Roman werden eigentlich nur noch die Effekte der vorangegangenen Missionen beobachtet. Rhodan und Stayn bewirken nichts mehr und müssen aber die schrecklichen Bilder verarbeiten, die der Rückzug der Vantani verursacht.
Die kleine unbeeinflusste Kartanin-Flotte verbucht ein paar Erfolge. Entscheidend hier sind aber auch die Erfolge zuvor. Das lässt dem Autorengespann Raum, um die Rolle Kantiran in der Serie näher zu beleuchten. Die vergangenen Geschichten haben es schon andeutungsweise gezeigt. Rhodans Sohn hat seine Finger im Spiel. Er lässt sich mit Carfesch auf einen Pakt ein. Der Sorgore verfolgt einen perfiden Plan. Er lockt die Kartanin nach Ursa Minor, um sie als Köder für die Truppen einer negativen Superintelligenz zu verwenden. Er spannt Kantiran in seinen Plan ein. Rhodans Sohn soll zunächst beim Aufbau des Reichs der Ruhe unterstützen und im zweiten Schritt die Kartanin wehrhaft gegen den potentiellen Aggressor machen.
Ist ja ein toller Plan, den sich der Autor, äh Carfesch da ausgedacht hat. Statt Perry Rhodan zu warnen, lädt man den Gegner ein, sich hunderte Welten einzuverleiben und nun die Milchstraße zu gefährden. Michael Marcus Thurner, der nach eigener Aussage bis zur Hälfte dieser Miniserie keine Ahnung hatte, wie er sie auflösen will, lässt sich in den letzten beiden Bänden nun von Marc A. Herren unterstützen. Der Einfluss des ehemaligen Team-Autors, der inzwischen wieder Gastbeiträge zu Perry Rhodan schreibt, ist unverkennbar. Der Schweizer bringt mit Sahira Saedelaere eine Eigenkreation zurück. Das hat er zuletzt schon in Perry Rhodan 3311 getan. Als Leser bin ich kein Fan von Figuren, die kurz vor Ultimo aus der Mottenkiste hervorgezerrt werden. Selbst wenn es wie hier nur darum ging, den Werdegang Kantirans ein wenig aufzupeppen. Solche „Überraschungen“ sind ein sicheres Indiz dafür, das die Hauptstory arg dünn geraten ist und der Lösung auf der Zielgeraden noch ein bisschen mit Namen aus der Serienvergangenheit unter die Arme gegriffen werden muss. Cosmuel Kain und Colounshaba fallen in die gleiche Kategorie.
Zellduschen sind momentan angesagt. Die Hauptserie beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema und auch in der Miniserie Kartanin schafft dieses Instrument Abhängigkeiten und bietet erwünschte Lösungen. Das große Problem der Schilderungen von Kantiran ist zweifelsohne, was aus dem Sternenbastard und dem Friedensfahrer geworden ist? Seine Motive und seine Charakterzüge, die sein Handeln erklären könnten, werden kaum herausgestellt. Über weite Strecken ist er eine seelenlose Figur. So seelenlos wie die einfachen Vantani, die er als ein moderner Rattenfänger von Hameln beeinflusst.
Die moralischen Werte, die Kantiran bei seinen Begegnungen mit Carfesch wie einen Schutzschild vor sich herträgt, erweisen sich als Worthülsen. Rhodans Sohn ist ein billiger Erfüllungsgehilfe. Die angeblichen moralischen Werte existieren nicht. Es dauert im Roman Jahrhunderte (!) bis bei Kantiran Zweifel an seinem eigenen Verhalten entstehen. Im gleichen Zuge wird Carfesch demontiert. Der Sorgore ist vor allem als ein Diener und Bote der hohen Mächte bekannt geworden. Wie seine Auftraggeber auch, verschleierte er gerne seine eigentlichen Absichten. Er gab sich zurückhaltend und gab nur wenige Informationen preis. Von seiner freundschaftlichen Art ist in der Miniserie und speziell in diesem Roman nichts mehr übrig geblieben. Er manipuliert offen ein Volk und andere Wesen. Die Dialoge, die er mit Kantiran führt, sind laut, gestenreich, roh und von Rücksichtslosigkeit geprägt. Sie passen nicht mehr zu den früheren Darstellungen dieser Figur.
Die Nebenstory, die Liaison zwischen Kantiran und Sahira, nimmt zuweilen Züge einer Seifenoper an. Der sich anbahnende dramatische Konflikt in dieser Liebesgeschichte und die geschilderten emotionale Höhen und Tiefen werden für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gestellt. Und haben eigentlich mit der Mini-Serie nichts zu tun. Denn die heißt Kartanin. Nur tut sie sich mit diesem Namen schwer. Hin und wieder darf eine Vertreterin, oder ein Vertreter dieser Spezies, leise fauchen oder die Krallen ausfahren. Das war es dann aber auch.
In zwei Wochen erscheint der abschließende Band. Mal sehen, ob es gelingt, zumindest Dao-Lin-H’ay wieder stärker in den Vordergrund zu stellen.