Mit drei Sextadim-Kapseln, der THANA, SHAI und der TROPORT fliegen Kastellane zum Uranus. Alschoran will zu den Überläufern. Das kann und will Reginald Bull nicht zulassen. Einige Liga-Schiffe unter dem Kommando von Cascard Holonder stellen sich den Erzeugnissen einer überlegenen Macht entgegen. Das folgende Scharmützel fordert keine Opfer, belegt aber die Überlegenheit der Kastellane. Sichu Dorksteiger stößt dazu und man einigt sich auf einen Zugang zu den Überläufern. Der Plan der Ator ist es, sich scheinbar den Beauftragten von ES anzunähern. Diese sollen in ihr eine gleichberechtigte Partnerin erkennen und sie akzeptieren. Mit Bull ist ausgemacht, dass man wohl dem Drängen der Kastellane nicht mehr lange standhalten könne. Dann aber soll Dorksteiger Bull nachfolgen. Nebenbei erfährt die Wissenschaftlerin bei ihrem Aufenthalt an Bord der THANA einige technische Details der Sextadim-Kapseln.
Der Kastellanin Baint gelingt es, mit dem Einverständnis der Überläufer, die Wirkung des Mnemo-Deletors abzuschwächen, so dass ein paar Informationen zur Aufgabe eines Chaoporters gewonnen werden können. Auch die spezielle Resonanz, die FENERIK aus dem Solsystem erhalten haben soll, wird thematisiert. Hier lenkt Sichu Dorksteiger zunächst ab, um dann allerdings später den Sternenruf, den Bull vernimmt, gegenüber Alschoran einzuräumen. Der Anführer der Kastellane vertraut der Ator immer mehr.
Auf der Venus sind die Kastellane ebenfalls aktiv. Dort werden ungewöhnliche seismische und temporale Effekte festgestellt. Ein weiteres, wahrscheinlich ganjasisches, Artefakt wird entdeckt. Tolot erkennt auf einem Würfel die Darstellungen dreier Sonnensysteme. Sol, Wega und ein drittes, unbekanntes. Auch werden Figuren entdeckt, die nicht bewegt werden können. Auch nicht von zwei eintreffenden Kastellanen. Erst als Alschoran dazu stößt, wird eine Botschaft laut, die als Legitimation der Kastellane verstanden werden kann.
Reginald Bull gerät weiter unter Druck. Der Resident wird zurücktreten müssen. Die Frage ist, wer folgt ihm nach und welche Befugnisse erhalten die Kastellane?
Der zweite Teil von Leo Lukas zur Machtergreifung der Kastellane kann über die Schwächen der Story nicht hinwegtäuschen. Einerseits steht die Serie dafür, in regelmäßigen Abständen auf eine friedvolle und demokratische Struktur des Gemeinwesens der Zukunft der Menschen hinzuweisen. So werden für die politischen Ämter, meist zu Zyklusbeginn, neue Namen und Positionen geschaffen und die Legitimation der selbigen betont. Dient es jedoch dem Fortgang der Geschichte, dann werden andererseits im Schweinsgalopp recht schnell andere Fakten geschaffen. Klar dürfte sein, dass die meisten Leser wohl wenig Wert auf eine nachvollziehbare politische Abhandlung der Ereignisse legen werden. Besser wäre es daher, die Politik dann weitestgehend aus der Serie rauszuhalten.
Letztlich erfüllt der Roman jedoch den Zweck, die Figur Reginald Bull frei zu bekommen. Er kann jetzt dem Sternenruf nachgehen, wenn er es möchte oder ganz andere Aktivitäten entwickeln.
Geschenke der Superintelligenz – von Michael Marcus Thurner
Die Macht der Maccani im Wegasystem bröckelt. Der Rückzug der Nakken, die für die technische Abschirmung des Systems zuständig waren, bringt die Invasoren in Bedrängnis. Für Rhodan und die anderen Eingeschlossenen in der Heimat der Ferronen ist das die Gelegenheit, sich gegen die Usurpatoren zu erheben. Der Widerstand wird stärker. Nicht nur auf den Ferronenplaneten sondern auch innerhalb der Maccani. Marium Polescar vollzieht die Trennung von seinen Rettern und schmuggelt Nachrichten an den Widerstand.
Erneut überbringt Krakatau ein Ultimatum an Perry Rhodan. Der Unsterbliche soll sich mit Reginald Bull unter dem Palast des Thort begeben. Dorthin, wo alles begann. Der Terraner schmiedet einen Plan. Er und Bull wollen sich Krakatau ausliefern und ihre Chance im direkten Duell und nach Lage der Dinge suchen. Gillian Wetherby und Gucky sollen mit den Daten von Polescar das Flaggschiff der Maccani infiltrieren, die Kommandantin Ginolinea ausschalten und die Kommandostruktur unterbrechen.
Unter dem Palast treffen Rhodan und Bull den Auftraggeber Krakataus. Der Roboter Robby, einst ein arkonidischer Roboter an Bord der AETRON, hat ihn einst bei der Lösung des galaktischen Rätsels begleitet. Der Roboter hatte zu Beginn seiner Existenz eine Zusatzprogrammierung, die ihn von anderen seiner Art unterschied. Er beobachtet die organischen Geschöpfe, deren Verhalten er immer mehr kritisiert. Er ist es, der einer „Eingebung“ folgend, im Palast einige Kisten zur Seite schafft und ein Technik-Totem von ES benutzt. Er fühlt sich auserwählt und sucht über die Jahrtausende eine Gelegenheit, gegen den Kurs von Rhodan vorzugehen. Er schafft sich mit den Maccani ein Hilfsvolk.
Nachdem Gucky und Gillian erfolgreich sind, kommt es auch unter den Palast-Anlagen zum Showdown.
Exposé-Autor Michael Marcus Thurner, der den ersten Band der Wega-Serie schrieb, schließt mit Band 12 die Reihe auch ab. Für den letzten Band wählt der Autor einen seltsamen Aufbau. Auf Seite 1 und 2 führt er übergangslos die Figur des Roboters Robby ein und macht anschließend einen Zusammenschnitt der Ereignisse und einen Ausblick aus Rhodans Sicht. Robby ist das Signal, wer hinter dem Ganzen steckt und der Zusammenschnitt und Ausblick bündelt die Geschehnisse für den Leser. Beides nimmt auf erstaunliche Weise die Spannung aus dem Roman.
In Rückblenden beginnt der Autor nun damit, den Werdegang Robbys zu beschreiben und dessen Motive zu ergründen. Ähnlich wie Rhodan hatte ich Probleme, überhaupt auf den damaligen Roboter als Drahtzieher der Ereignisse zu kommen. Der Werdegang Robbys hatte ein paar schöne Beschreibungen und die Verflechtungen mit der reichhaltigen PR-Historie machen diese Abschnitte lesenswert, wenngleich sie nicht widerspruchsfrei sind. Robby kritisiert das Verhalten der organischen Geschöpfe. Im Laufe der Zeit nähert er sich in seinem Verhalten jedoch dem Verhalten der organischen Geschöpfe immer weiter an. Diese Annäherung reflektiert er nicht. Robby hält seine Bewusstseinswerdung für keinen Zufall. Es muss ein Plan der Superintelligenz ES sein. Der Sprung zum Gedanken, dass er es sein sollte, die Völker der Milchstraße zu lenken, erledigt der Autor in einem Satz. Und im nächsten Satz den Bedarf nach einem Hilfsvolk. Robby erinnert sich an Siebenbruch. Er wählt ihn, weil dessen Hass gegen alles Lebende etwas ist, das Robby gut gebrauchen kann. Er, der sich gerade den Organischen annähert?
Welche Bedeutung die Wachsvögel für den Bastardprinzen haben, bleibt ungeklärt. Da die Darstellungen des Umgangs Krakataus mit den Vögeln im Laufe der Serie voneinander abwichen, hat sich der Autor wohl von einer Aufklärung verabschiedet.
Das Ende von Krakatau übernimmt noch Rhodan mit Guckys Unterstützung. Das Ende von Robby und damit die Erledigung der Aufgabe von Rhodan, erledigt der Autor mit einem Handstreich, unterstrichen mit einem homerischen Gelächter von ES, der die temporale Irritation für beendet erklärt. Und dann ist Schluss. Die ungeöffneten Kisten verschwinden ebenso wie Robby und das zweite galaktische Rätsel löst sich in Wohlgefallen auf. Mit einem Rätsel hatte die Miniserie nichts zu tun. ES ist an bestimmten Punkten seiner Existenz mal mehr, mal weniger präsent. Zu den weniger präsenten Zeitpunkten ergeben sich Nischen, in denen einige Hinterlassenschaften ihren (Irr)weg suchen. Letztlich löst ES das Problem selbst. Stichwort Schmetterlinge.
Einzelne Romane der Serie fand ich unterhaltsam. Insgesamt betrachtet, ist Wega für mich die bislang schwächste Miniserie.
Inzwischen sind fünf Kastellane mit ihren Sextadim-Kapseln im Solsystem. Alschoran hat Reginald Bull ein Ultimatum gestellt. Er will, dass der Resident zurücktritt. Die Verantwortlichen, allen voran der Resident selbst, tun sich schwer mit der Forderung. Bull hat allerdings Vorkehrungen getroffen, die Macht auf seinen Stellvertreter zu übertragen. Und zwar dann, wenn seine Freunde und eine ausgeklügelte Überwachung Anzeichen einer Einflussnahme von außen zeigen. Denn der Sternenruf wird immer drängender.
Bulls Freunde suchen aber noch nach einem anderen Weg. Sichu Dorksteiger will die Kastellelane zur Venus locken. Dort wurden Jahre zuvor Artefakte der Ganjasen entdeckt. Alschoran ist Ase und ein Pedotransferer. Rhodans Adjutant Antonu May und Icho Tolot sind an der Umsetzung beteiligt.
Jovial rücken die Kastellane mit ein paar Informationen raus. Schließlich wird ihnen gestattet, sich im Trivid an die Bevölkerung der Liga zu wenden. Alschoran nutzt seine Chance, wie die Umfragewerte danach zeigen. Inzwischen sind die fünf Sextadim-Kapseln im Orbit um Terra. Als sie sich dem Uranus zuwenden, wo die Überläufer des Chaoporters untergebracht sind, steht Bull vor einer schweren Entscheidung.
Wie schon bei allen anderen Romanen um diese Eingreiftruppe ist auch diese Geschichte schwer greifbar. Die Einsortierung der Geschehnisse fällt mir schwer. Es gibt im Grunde genommen keine Fakten, die klar auf dem Tisch liegen. Zum wiederholten Male füllt man einen Roman mit dem Anspruch ein paar weniger, die glauben, die Macht gepachtet zu haben. Das wäre eigentlich ganz amüsant, denn Rhodan und seine Freunde treten ebenfalls mit diesem Selbstverständnis auf. Allerdings haben sie sich das Vertrauen durch Taten auch verdient. Und nun treten ein paar Möchtegern-Unsterbliche auf, die die Dinge selber regeln wollen. Aber diese naiven Beschreibungen in den Romanen zu diesem Thema rufen eher Unwillen als Interesse bei mir hervor. Sind die Geschichten einfach nur ungeschickt geschrieben? Oder will man mit dieser Vorgehensweise, die von den Kastellanen an den Tag gelegt wird, tatsächlich etwas erreichen? Fällt das Thema am Ende in die Rubrik „Guckys Tod“ und einer in den sozialen Medien verbreiteten Nachricht der Redaktion? „Tut uns leid, wir dachten, ihr Leser würdet es auf Anhieb begreifen, aber wir haben uns geirrt und schicken die Kastellane wieder schlafen.“
Zurück zu diesem Roman von Leo Lukas. Der Österreicher tut mal wieder das, was in ähnlich gelagerten Fällen zum Standard-Repertoire eines Rhodan-Autors gehört. Er lässt die Helden schlecht aussehen. Reginald Bull wirkt inzwischen tatsächlich beeinflusst. Zumindest indisponiert. Ansonsten darf er bei Leo Lukas hin und wieder grummeln. Die Auseinandersetzung mit den Kastellanen wird in den sozialen Medien des 21. Jahrhunderts NGZ geführt. Die Regierung ist still, kein Minister meldet sich, kein Regierungssprecher gibt ein Statement ab, kein Expertenrat macht Empfehlungen, keine hervorgehobene Figur des öffentlichen Lebens mischt sich ein, kein anderes Organ der Gewaltenteilung tritt in Erscheinung. Stattdessen sind es die kleinen Figuren, die der Liga Beistand leisten oder sich auf die Seite der Kastellane schlagen.
Zum Standard-Repertoire eines Rhodan-Autors gehört natürlich auch, in so wichtigen Romanen die entscheidenden Fragen nicht zu stellen. Bspw. die nach dem Zeitpunkt des Begebnisses, wonach angeblich die Kastellane erweckt wurden. FENERIKS Havarie liegt schon ein Jahrzehnt zurück. Wenn dies denn das Begebnis sein soll. Die Kastellane führen an, dass die Zeit ein entscheidender Faktor sei. Warum schlummern sie dann so lange? Und wer hat sie eigentlich geweckt? Eine nicht unbedeutende Frage ist auch, warum es der Machtenthebung Reginald Bulls bedarf, wenn die Kastellane als Liga-Kommissare eingesetzt werden könnten? Leo Lukas schickt stattdessen die Crème de la Crème auf den Mars, lässt sie wie artige Schüler ein paar unbedeutende Fragen stellen und das war‘s. Bulls Stellvertreter schmiert sich dann noch ein paar Stullen und lauscht, wie die Demokratie, die er doch vehement verteidigen soll, den Bach runtergeht. Herrlich arglos das Ganze.
Abgesehen von einigen humorigen Einlagen ließ die Geschichte es vor allem an Ideen vermissen. Die vielen Wiederholungen und die Glossareinlagen bringen das deutlich zum Ausdruck. Der Autor wirkte in diesem Roman mehr wie ein Berichterstatter von Ereignissen, die die eine Hälfte der Zuhörer schon kennt und die andere Hälfte nicht interessiert. Er versucht zwar, das Beste daraus zu machen. Nur gelingt ihm das nicht. Witzig ist eigentlich nur, dass Leo Lukas seiner Figur des Touristenführers auf der Venus gleicht. Er erzählt längst bekannte Wahrheiten, verspricht Überraschungen und aufregende Erlebnisse. Doch in Wahrheit geht es uns wie der Touristengruppe bei der Ankunft. Wenig spektakuläres. Da muss der Touristenführer, resp. der Autor im nächsten Roman eine Schippe drauflegen.