Ansichten zu Perry Rhodan Mission SOL 2 Heft 08

Das Gelbe Universum – von Ben Calvin Hary

Die SOL hat eine Botschaft von A-Kuatond erhalten. Die Ritterin ist in einem entfernten System auf ein ihr unbekanntes Objekt gestoßen. Die Besatzung der SOL erkennt darin eine Dienstburg TRAITORS. Zerbone identifiziert die Station als VAMTHUS. Sie ist seit Jahrtausenden außer Betrieb und weitgehend ausgeschlachtet worden. Zu einer Dienstburg gehören 13 Transversal-Umsetzer. Zwölf dieser Gerätschaften fehlen auf der entdeckten Dienstburg. Man vermutet, dass sie auf die Stationen rund um das Sphärenlabyrinth gebracht wurden. Diese Entdeckung mündet in einen Plan. Als Dantons Team entdeckt hatte, dass PEW-Metall eine große Rolle für die Aktivitäten TRAITORS spielen würde, hatte man sich aufgemacht, herauszufinden, wohin das seltene Element gebracht wird. Die transuniversale Schleuse im Sphärenlabyrinth wurde jedoch schwer bewacht. Der Plan sieht nun vor, den einzigen verbliebenen Transversal-Umsetzer auf VAMTHUS in Betrieb zu nehmen und mit Hilfe der Kompantin Kalfa darüber einen Weg in jenes Universum zu finden, in das das PEW-Metall transportiert wird.

Roi Danton bricht erneut mit seinem Team an Bord der CALAMAR auf, um den Transversal-Umsetzer zu aktivieren. Mit an Bord sind Ennyas Anchi, Mahlia Meyun und der Kuum. Die drei Solaner sind als Evolux-Geborene unempfindlicher gegenüber Strangeness-Schocks. Denn ein solcher steht der Besatzung der CALAMAR bevor. Da sie nicht über das Sphärenlabyrinth reisen können, müssen sie den Strangeness-Schock erdulden. Die Mission der Solaner geht in das gelbe Universum. In diesen seltsamen Raum wird das PEW-Metall gebracht. Und in diesem Universum muss sich Ennyas Anchi beweisen. Denn dort erwacht eine unglaubliche Macht. Der neue Heerführer der Terminalen Kolonne. TRAZUL ist der neue Chaopressor TRAITORS.

Rezension 

Der Roman von Ben Calvin Hary mutet stilmäßig wie eine Fortsetzung von Band 3 an. In Zielpunkt Nebelzone hat Olaf Brill die Figur des Ennyas Anchi eingeführt. Und Ben Calvin Hary schildert seine Geschichte aus dem gleichen Blickwinkel dieser Figur. Beinahe widerwillig muss ich dem Autor bescheinigen, dass er die Figur so „getroffen“ hat, wie sie von Olaf Brill charakterisiert wurde. Meine Ablehnung will ich jedoch nicht verbergen. Wenn ich SF-Romane dieser Art konsumiere, dann will ich mich unterhalten lassen. Figuren, die mich jedoch eher ärgern, als unterhalten, trüben meinen Lesespaß.

Ennyas Anchis Charakterisierung, seine spezielle Gefühlswelt, vor allem seine Selbstwahrnehmung sind nicht unbedingt das, was ich gerne lese. Wenn Figuren dieser Art geschildert werden, hat es natürlich eine Berechtigung. Es wäre langweilig, immer nur taffe Helden zu schildern, die ohne zu zögern oder einen Gedanken an ein Scheitern zu verschwenden, auf ihre Missionen gehen und die unglaublichsten Gefahren meistern. Ennyas Anchi ist anders. Er ist ein Angeber, ein Blender und ein Lügner. Und die anderen Figuren wissen das. Dennoch wird er geduldet. Hat die Figur also etwas, dass sie im entscheidenden Moment aus der Masse der Spezialisten an Bord heraustreten lässt und damit seine Auswahl, an der Mission teilzunehmen, rechtfertigt? Nach der Lektüre von Heft 3 und diesem Heft hier, lautet meine Antwort: Nein. Er ist einfach nur die nervige Figur, für die zwei Autoren ein Faible entwickelt haben. Meine Sympathie gewinnt diese Figur nicht. Es wurden in der Serie schon Mörder, Folterer und Weltenzerstörer geschildert, die anziehender auf mich wirkten als Ennyas Anchi.

Die Story wurde hauptsächlich von dieser Figur getragen. Der Einsatz auf der Dienstburg, als es darum ging, den Transversal-Umsetzer zu aktivieren, geriet zunächst nach meinem Geschmack. Auch da war Ennyas Anchi mit von der Partie. Doch der Fokus lag auf Action und einem bestimmten Ziel. Nämlich der Überleitung zum eigentlichen Inhalt des Romans. Diese Vor- und Rückblende mit den „gefühlt hundert Jahren“ hat der Autor geschickt hingekriegt. Danach manövriert Ben Calvin Hary seine Figuren in eine ausweglose Situation, die zweierlei bewirkt. Die Kommandostruktur ändert sich und rückt Ennyas Anchi in die entscheidende Position. Und ein Mitglied des Teams wechselt die Seiten. In der späteren Gefangenschaft machen die Solaner zudem Bekanntschaft von zwei Wesen, deren Motive ihnen unklar sind.

Ben Calvin Hary bemüht sich fortan, die Zugehörigkeit der Figuren zu der einen oder anderen Seite möglichst lange zu verschleiern. Wer steht auf Seiten TRAITORS oder hat sich den Chaos-Mächten zugewandt? Dabei übertreibt es der Autor. Als Ennyas Anchi erkennt, dass er von Zerbone und Pon-Tarna getäuscht wurde, bleibt die grundlegende Frage unbeantwortet. Die Frage nämlich, warum Zerbone nicht schon früher eingegriffen hat? Der Autor schildert es so, dass Zerbone einen Plan hatte, durch die Flucht der drei Solaner aus dem Gefängnis aber überrascht wurde. Nur hat sich Zerbone ja selbst an der Verfolgung der Solaner beteiligt und als diese die begleitenden Soldaten ausgeschaltet hatten, wäre der Weg für ihn frei gewesen, sich zu offenbaren. Aber er zieht sich zurück. Später in dem Turm hätte es für ihn bis zum Bau der Bombe und bis zu deren Explosion massig Gelegenheit gegeben, auf die Solaner zuzugehen. Natürlich wäre das nicht dramatisch gewesen, wenn sich Zerbone so früh offenbart hätte. Aber so wirkt das Geschehen arg konstruiert. Das „Ergebnis“, die Freisetzung des Chaopressors, hat die Dramaturgie ermöglicht. Aber es war schon arg dumm, wie Zerbone, der Wurm und Anchi hier zusammenwirkten.

Nicht in die Geschichte passten die geschilderte Technik und das Auftreten TRAITORS. Ein Geschwader Traitanks beißt sich an den HÜ-Schirmen der Korvette die Zähne aus. Mag ja sein, dass der Algorrian die Schutzschirme ebenfalls verstärkt hat. Aber so? Das passte einfach nicht. Als die Solaner mit dem Traitank flüchten wollen und von TRAITOR-Soldaten aufgehalten werden, erwidern diese das Feuer der Solaner nicht, um den Traitank nicht zu beschädigen. Wohlgemerkt mit Handfeuerwaffen. Dabei bestehen die Kampfschiffe der Terminalen Kolonne aus Ricodin, dem härtesten Werkstoff. Pon-Tarna erinnerte mich entfernt an den positronischen Wurm Posimon aus der Stardust-Miniserie. Wieder so ein Allrounder, ohne dem es nicht läuft. Der Wurm konnte ein bisschen zu viel.

In Erinnerung geblieben ist mir der bildhafte Vergleich von dem Hündchen, das sich einen Herrn züchtet, damit dieser das Hündchen an der Leine führen kann. KOLTOROC bekommt also einen Nachfolger. Leider war der Roman ansonsten nicht so mein Fall.

 


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