Ansichten zu Perry Rhodan Heft 3066

Drangwäsche – von Michael Marcus Thurner

Die RAS TSCHUBAI ist auf dem Rückflug zur Milchstraße. Das Schiff hat bereits 160 Millionen Lichtjahre zurückgelegt. 112 Millionen Lichtjahre liegen noch vor der Besatzung. Und die hat ein Problem. Icho Tolot steht kurz vor einer Drangwäsche. Verschiedene Optionen werden erörtert. Ihn auf dem Schiff austoben zu lassen, scheidet ebenso aus, wie ihn in Suspension zu schicken. Man entschließt sich zu einem Zwischenstopp. NGC 1169 wird ausgewählt. Während Tolot von Bord ist, soll das Salkrit in der Nähe eines geeigneten Sterns per Zapfung aufgeladen werden. ANANSI hat NGC 1169 aus einem besonderen Grund vorgeschlagen. Diese Galaxis soll nach Aussage von Bru Shaupaard von den Cairanern in Betracht gezogen worden sein. Was genau das bedeutet, ist unklar.

Tolot bekommt einen 200-Meter-Raumer zur Verfügung gestellt. Mit an Bord der weitgehend automatisierten FEEDRA BERGSON gehen der Epsaler Onker Dou, der auf den Haluter ein Auge werfen soll, das Zain-Konstrukt Annba und der Posbi Gustav. Die BERGSON durchstreift einige Tage lang die Randbereiche der Galaxis. Tolot wird zunehmend gereizter. Die Ortung erkennt in der Nähe eine Raumschlacht und die BERGSON nähert sich den streitenden Parteien getarnt. Überlegene Diskusraumer kämpfen gegen zylinderförmige Schiffe. Die Besatzungen der unterlegenen Raumschiffe unternehmen alles, um die Diskusraumer von ihrer nahegelegenen Heimatwelt Spavar abzulenken. Die Bewohner nennen sich Spavno. Die Vogelabkömmlinge haben erst seit einigen Jahrzehnten die Raumfahrt. Gustav hat indessen die Diskusraumer identifiziert. Trotz einiger Unterschiede sind es Jülziish-Schiffe, die um das Jahr 1450 NGZ entwickelt wurden. Die Raumschiffe gehen auf keine Kontaktversuche ein. Und es wird ein weiteres Schiff entdeckt. Ein Kugelraumer mit abgeflachtem Nordpol und kastenförmigen Aufbauten. Der Unbekannte beobachtet wie die BERGSON die Kämpfe.

Tolot greift zugunsten der Zylinderschiffe ein und schießt etliche Diskusraumer kampfunfähig. Die haben inzwischen Spavar entdeckt und greifen den Planeten an. Auf Bildern sind Bodentruppen zu erkennen. Es sind tatsächlich Jülziish. Die Tellerköpfe kämpfen erbarmungslos und schlachten die Planetenbevölkerung ab. Tolot verlässt das Schiff und kämpft auf dem Planeten. Er beobachtet Verstörendes. Selbst schwerstverletzte Jülziish kämpfen noch immer weiter. Im Raum wird die Lage komplizierter. Eine Flotte von Kugelraumschiffe mit abgeflachten oberen Pol erscheint und attackiert die Diskusraumer.

Es stellt sich heraus, dass es Terraner sind. Auch sie sind unerklärlich aggressiv. Schließlich kommt Tolot in Kontakt zu einigen Terranern. Sie erkennen ihn. Angeblich sind sie von Perry Rhodan vor 200 Jahren hierher geschickt worden. Man will gemeinsam zur Ägidenwelt aufbrechen. Dort soll Tolot von der Schirmherrin und dem Vordenker empfangen werden. Welches Geheimnis verbirgt NGC 1169?

Rezension 

Zwischenstopps auf dem Rückflug sind keine Seltenheit. Immer dann, wenn sich terranische Schiffe besonders weit von zu Hause entfernt haben, wird auf dem Heimflug ein Halt eingelegt. Die Autoren lassen die Gelegenheit für eine weitere Geschichte nicht ungenutzt. Diese Episode hier ist besonders merkwürdig. In einer weit entfernten Galaxis bekämpfen sich Terraner und Jülziish. Auch wenn es sich offensichtlich um gezüchtete Wesen handelt, bleibt das Rätsel, welcher Zweck damit verfolgt wird. Michael Marcus Thurner spendiert seinem Protagonisten Icho Tolot einige tolle Auftritte. Auch der Epsaler Onker Dou wird gut dargestellt. Gustav geht ebenfalls einer Aufgabe nach. Nur das Zain-Konstrukt erscheint überflüssig. Ein geheimnisvolles Aussehen reicht auf Dauer nicht. Da muss bald mal mehr kommen. Die Action kommt nicht zu kurz in Thurners Roman. Der Autor baut das Szenario der Drangwäsche langsam auf. Tolot „spürt“ die Veränderungen. Als rationales Wesen kann er die anderen warnen und sich auf das Unvermeidliche vorbereiten. Den Epsaler an seiner Seite geht es nicht anders. Auch er muss mit den Änderungen des Haluters mitwachsen. Dadurch kommt es insbesondere im ersten Teil der Geschichte zu einigen amüsanten Gedankenspielen der Art: „Was wäre, wenn.“ Auch die teils lapidaren Dialoge passten.

Als sich Icho Tolot schließlich in den Kampf wirft, zunächst an den Kontrollen eines überlegenen Raumschiffes, später auf dem Planeten auf sich, als „die Bestie“, reduziert, schlägt auch die Stimmung des Romans um. Die Spavno scheinen keine Züchtungen zu sein. Sie werden niedergemetzelt. Und auch Tolot tötet hemmungslos. Der Riese, der im normalen Leben so viel Empathie zeigt, wird zur erbarmungslosen Tötungsmaschine. Er wird es, obwohl die Erkenntnis, es mit Züchtungen zu tun zu haben, da noch nicht klar war. Und auch später, als die Untersuchungen der Toten zeigen, dass da was nicht stimmt, bleibt auch noch unklar, es vielleicht doch mit fühlenden Lebewesen zu tun zu haben, die von irgendetwas beeinflusst werden. Angesichts der unfassbaren Brutalität, mit der die Angreifer auf dem Planeten wüteten, scheint es gerechtfertigt zu sein, dass Tolot seine Gegner ebenfalls tötete. Und doch hätte ich mir gewünscht, dass zumindest gewisse Zweifel an der Art des Auslebens dieses Triebes aufgeworfen worden wären. Es wird erwähnt, dass Haluter in der Drangwäsche zugunsten Unterlegener eingreifen. Ist der Unterlegene automatisch dadurch der „Gute“ und rechtfertigt dies die Tötung der Anderen? Dieses Thema wird hier ausgeklammert.


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