Ansichten zur Fan Edition 19 Planet der alten Gärten

Planet der alten Gärten – von Judith Fandrich

Anfang des Jahres 1369 NGZ wird ein altes terranisches Notsignal empfangen. Es stammt von der HEMISPHERE, einem Ultraschlachtschiff, das vor eineinhalb Jahrtausenden während der Schwarmkrise spurlos verschwand. Ein Schicksal, das es mit vielen anderen Schiffen zu jener Zeit teilt. Nun stellt sich heraus, dass das Schiff damals noch eine Notlandung auf einem Planeten hinlegte, der heute von intelligenten Wesen auf niedrigem Technologieniveau bewohnt wird. Atlan und Michael Rhodan haben keine anderen Aufgaben und da sie sich mit so alten Schiffen auskennen, machen sie sich auf, die HEMISPHERE zu besuchen. Einerseits, um eventuelle Gefahren, die von dem Schiff ausgehen könnten, abzustellen, andererseits um herauszufinden, warum das Notsignal gerade jetzt gesendet wird.

Begleitet werden sie von Mirna Sann. Die junge Pilotin steuert die MERLIN auf den Planeten, nachdem sie von einem größeren Schiff abgesetzt wurden, das sie später wieder aufnehmen soll. Der Anflug gestaltet sich schwierig. Ein unbekannter Einfluss zwingt die MERLIN zu einer Notlandung. Die drei Galaktiker kommen in Kontakt zu einem Einheimischen. Der Lotori ist über die Anwesenheit der Terraner wenig überrascht. Er berichtet Michael und Atlan von einer Gefahr, die dem Planeten droht. Und die beiden Unsterblichen machen sich auf, um diese Gefahr zu beseitigen. Aber die üppige Vegetation des Planeten hält für die beiden Männer noch einige Überraschungen bereit.

Rezension 

Planet der alten Gärten ist die 19. Ausgabe der Fan Edition der Perry Rhodan-Fanzentrale. Das Heft lag schon einige Zeit auf meinem Stapel der ungelesenen Bücher und die Feiertage gaben mir endlich die Zeit, es zu lesen. Das Titelbild des Heftes stammt von Uli Bendick und zeigt die HEMISPHERE inmitten der von Pflanzen überwucherten Stadt und einen Lotori mit den charakteristischen vier Ohren im Vordergrund. Der Roman ist mit 163 Seiten für einen Heftroman sehr lang. Unter Berücksichtigung der Schriftgröße schätze ich, dass er mindestens die doppelte Heftromanlänge eines typischen Perry Rhodan-Heftes hat. Wahrscheinlich sogar noch etwas mehr.

Judith Fandrich siedelt ihren Roman im Jahr 1369 NGZ an. Abgesehen von einem kurzen Prolog, der eine der Hauptfiguren vorstellt und auf die Nöte der Lotori hinweist, kommt die Autorin schnell zur Sache. Zwei Seiten weiter befinden sich die beiden Unsterblichen Michael Rhodan und Atlan bereits mitten in ihrem Einsatz. Die Story folgt zunächst bekannten Mustern. Für die junge Pilotin Mirna Sann ist es der erste Einsatz und dann gleich an der Seite von zwei Legenden. Nach der Bruchlandung der MERLIN sortiert die Autorin die Figurenkonstellation neu. Mira ist erst mal für lange Zeit abgemeldet und die beiden Unsterblichen begegnen Liin, einem Lotori. Dass es sich dabei um eine der Figuren aus dem Prolog handelt, kann man als Leser zwar vermuten aber Sicherheit in dieser Frage bekommt man als Leser erst, als Liin an die alte Wirkungsstätte, in dem Fall die HEMISPHERE, zurückkehrt.

Und diese Rückkehr beschäftigt das Figurentrio Atlan, Mike und Liin in der ersten Romanhälfte hauptsächlich. Liin sieht eine Bedrohung des Planeten in der Nutzung der terranischen Technologie durch die hiesige Herrscherkaste, die ihren Einfluss ausdehnen möchte. Und genau wegen einer solchen Gefahr der missbräuchlichen Nutzung von Technologie, sind die beiden Unsterblichen hierhin aufgebrochen.

Den Schreibstil der Autorin empfand ich zunächst als sehr gefällig. Sie führt gut in den Stoff ein und versteht es geschickt, auch bekannte Szenerien für den Leser interessant zu beschreiben.

Die Autorin lässt sich Zeit mit ihrer Geschichte. Die Begegnung zwischen Liin, der das Notsignal aktiviert hat, um die Terraner anzulocken, und den drei Besatzungsmitgliedern der MERLIN wird sorgfältig beschrieben. Auch auf dem Weg in die Stadt und durch die Stadt, den Michael Rhodan, Atlan und Liin gemeinsam gehen, steckt viel Beschreibung. Hier baut die Autorin vor allem den Hintergrund der Figur Liin aus. Wir erfahren etwas über ihn, seine Herkunft, seine Beweggründe. Stellenweise geriet das etwas langatmig. Weniger wegen der Informationen an sich, die gut gesetzt waren, als vielmehr an einigen Abschweifungen. Die Autorin setzt bestimmte Aktionen in ihrem Roman, d.h. die Figuren erreichen ein bestimmtes Ziel oder führen einen Dialog. An diesen Punkten erweitert die Autorin den Hintergrund des Geschehens durch zusätzliche Informationen. Nur kehrt sie nach diesen Abstechern nicht immer an den Punkt zurück, an dem sie zu einer Erklärung ausholte, sondern holt das eine oder andere Mal zu weiteren erzählerischen Bögen aus. Hier wäre mir ein kompakterer Stil manches Mal lieber gewesen. Und hin und wieder übertreibt es die Autorin, wenn ihre Figuren alle möglichen und unmöglichen Eventualitäten und Fallkonstellationen in Gedanken durchkauen, statt sich auf die eine Sache zu konzentrieren.

Trotz dieser weitläufigen Erzählweise sind es immer wieder die Details, die die Geschichte lebendig machen. Die Überwindung der Sprachbarriere, da die Translatoren nicht funktionieren, die Einschätzungen beider Seiten zu den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, zu den Geschlechterrollen, der Umgang mit Redensarten, das Interpretieren von Gesten und Körperhaltungen machen das Figurenspiel interessant. Diese Ausgestaltungen von Details ziehen sich durch den ganzen Roman und sorgen für eine atmosphärisch dichte Story. Etwa zur Hälfte des Romans „offenbart“ sich Liin seinen/ihren beiden Begleitern. Von diesem Zeitpunkt an nimmt die Story auch mehr an Fahrt auf. Die Figuren werden vor größere Probleme gestellt und der Einfluss der Vegetation auf die Handlungen der beiden Unsterblichen gerät immer intensiver. Spätestens hier geriet mir auch der Titel des Romans wieder in Erinnerung. Planet der alten Gärten. Dieses Titelmotiv wird von der Autorin zwar nicht vergessen, denn die Einflüsse der Vegetation sind allgegenwärtig, aber eben oberflächlich. Mir fehlt die Auseinandersetzung der Besucher mit dem Einfluss der Pflanzen auf einer anderen, tieferen Ebene. Erst ganz am Ende beschäftigen sich die Unsterblichen mit den Faktoren, die sie auf ihrer Mission beeinflusst haben und kommen zu Erklärungen. Das mystische in dem Begriff der alten Gärten hätte vorher jedoch ein bisschen stärker betont werden müssen.

Abgesehen davon schlägt sich die Autorin sehr gut. Sie führt ihre Story zu einem runden Ende. An einigen Stellen hätte dem Roman eine Straffung aus meiner Sicht gut getan. Aber es ist eine gelungene Fan-Story, die ich empfehlen kann.

 

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