Ansichten zu Perry Rhodan Mission SOL Heft 10

Die Höllenfahrt der SOL – von Olaf Brill

In der Proto-Chaotischen Zelle sind das Mittelteil der SOL und die SZ-1 aneinandergekoppelt worden. Doch das Schiff kann die Zone des Chaos nicht verlassen, solange die Parafragmente die Besatzungsmitglieder befallen haben. Roi Danton soll mit Colwin Heltamars Hilfe und einer modifizierten SERT-Haube ein besonders mächtiges Parafragment anlocken und damit die Bewusstseinssplitter aus den Körpern der Solaner vertreiben. Nachdem Danton scheitert, wagt Pravo Ylapp, dessen Geist vom Orakel geheilt wurde, den Versuch. Dem ehemaligen Diener Senns gelingt das Unterfangen und das Schiff kann die Zone des Chaos verlassen. Kaum ist die SZ-2 angekoppelt und die SOL damit erstmals seit langer Zeit als kompletter Verbund unterwegs, fällt die Fraktale Aufriss-Glocke über dem Zugangsschacht zur Unterwelt und schwer bewaffnete Kampfschiffe dringen zu den Eoracten vor und greifen auch die SOL an. Das Schiff flieht unter Fee Kellinds Kommando durch einen Situationstransmitter, den Colwin Heltamar als Notausgang eingerichtet hat.

Im Halo der Galaxis Tare-Scharm begutachten Perry Rhodan und Fee Kellind das Schiff und machen eine beunruhigende Entdeckung. Etwas von der Proto-Chaotischen Zelle hat sich am Mittelteil der SOL angeheftet. Und es wächst. Nach Auskunft Heltamars wird es das Schiff zerstören. Nur in einem chaotischen Raum kann die SOL von der Bedrohung befreit werden. Die SOL setzt Kurs zum Susmalsystem. Dort in der Dunkelzone mit dem Kolonnen-Dock und dem Kolonnen-Fort verspricht Heltamar, kann die SOL gerettet werden. Der Flug gerät zum Albtraum, da das Chaos-Teil Schiff und Besatzung in verschiedene Realitäten stürzt.

Rezension 

Im zehnten Roman der Miniserie Mission SOL zeigt sich das legendäre Schiff der Perry Rhodan-Serie endlich wieder vollständig. Autor Olaf Brill schickt die bekannte Paarung Perry Rhodan und Mahlia Meyun auf eine albtraumhafte Reise. Doch bevor es soweit ist, müssen zwei Drittel des Schiffes erst einmal befreit werden, damit es zur Wiedervereinigung der Schiffsteile kommt. In einigen Beschreibungen, die die SOL selbst betreffen und die Hohlwelt der Eoracten, stellt sich bei mir endlich das Gefühl ein, eine Serie rund um das Raumschiff SOL zu lesen. Die Kopplung, bekannte Alt-Solaner, die auf ihre Posten zurückkehren, ein phantastischer Handlungsort und natürlich mehrere Bedrohungen, die Schiff und Besatzung in Atem halten.

Sehr zu meiner Freude macht Olaf Brill dann etwas, auf das ich ebenfalls lange warten musste. Zwischenzeitlich schien es in anderen Romanen davor das eine oder andere mal schon so weit, aber immer wieder kam es dann doch anders. Von was ich spreche? Die Rede ist von Mahlia Meyun. Und davon, wie sich diese Figur selbst sieht und welche Konsequenzen sie aus ihren bisherigen Handlungen zieht. Und die Rede ist davon, dass sich Rhodan und Meyun endlich mal genau darüber unterhalten. Mahlia Meyun hält sich für eine starke Frau, die dennoch Fehler gemacht hat. Sie hat Machtmittel missbraucht und sieht diese Fehler ein. Ihre weitere Bestimmung sieht sie als Heilerin. Und Rhodan bestärkt sie darin.

Alles gut deswegen? Leider nein. Denn plötzlich, als wäre das alles gar nicht geschehen, präsentiert sich der Rest der Geschichte wieder genau so, wie sich die ersten neun Romane der Serie bei mir angefühlt haben. Die Figuren fallen in die alten Darstellungsmuster zurück. Olaf Brill beschreibt insbesondere Mahlia Meyun wieder mit allen bekannten emotionalen Höhen und Tiefen. Sie eckt wieder an, macht mal hier ein freundliches Gesicht und zeigt Qualitäten als Heilerin, wirft dann anderen etwas vor, um es kurze Zeit später zu revidieren, verbietet im groben Ton ihrem Ehemann zum wiederholten Male den Kontakt zu ihren Kindern, mag mal Danton, mal wieder nicht, zeigt sich Perry aufgeschlossen, mal wieder nicht, wirkt betroffen bei verschiedenen Anlässen und unterkühlt in anderen, usw. usw. Die Figur kann bei mir kaum noch zu einem wie auch immer gearteten Image gelangen. Alleine schon deshalb nicht, weil der Autor immer und immer wieder in Rückblicken die schlechten Seiten dieser Figur rekapituliert und seiner Figur deren gescheiterten Führungsentscheidungen permanent vor Augen führt. Selbstredend sind es in den verschiedenen Realitäten dann auch die Figuren, die ihr erscheinen, deren Ableben sie derart destabilisiert haben. Und der Autor macht munter damit weiter. Mahlia Meyun wird an allen Orten mit Leid und Tod und ihrem Versagen konfrontiert. Und der Autor breitet das genüsslich aus, indem er den Leser wieder an diese Situationen erinnert. Welchem Zweck die inzwischen 10-bändige Höllenfahrt der Mahlia Meyun dient, bleibt mir unklar.

Eigentlich sollte durch den Rückstand des Chaos an der Mittelzelle der SOL ein bedrohliches Szenario geschildert werden. Doch der Flug ins Susmalsystem war eine einzige große Familientherapiesitzung mit gelegentlichen Actionelementen. Obwohl, die eine oder andere Kuriosität, die ein wenig dem Comic-Stil von Olaf Brill entsprachen, gab es dann doch zu bestaunen. Beispielsweise das Picknick im Garten Eden im Angesicht der Katastrophe auf einer weiß-rot-karierten Decke. Und die Benutzung von Transmitter A und Transmitter B erinnerte mich entfernt an eine Episode aus dem Schaffenswerk von Stan Laurel und Oliver Hardy.

Fazit: Guter Beginn, hektisches Ende und dazwischen für meinen Geschmack zu viel Familien-, Gruppen-, Paar- Vater-Sohn- und Einzel-Therapie.


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