Ansichten zu Das blutende Land

Das blutende Land – von Klaus N. Frick

Der Autor steigt mit der Hauptfigur in seine Geschichte ein. Der Bauernsohn Sardev Örhun geht mit seinem Vater auf Wolfsjagd. Aus der Herde der Freibauern im Land Patloren werden immer wieder Tiere gerissen. Die Jagd von Vater und Sohn ist erfolgreich und Sardev kann den Wolf töten. Doch es war kein gewöhnliches Tier. Es war ein Geisterwolf. Weder Sardev noch sein Vater wissen, was das bedeutet.

An dieser Stelle angelangt, verlässt Klaus N. Frick die Figur Sardev für geraume Zeit. Andere Figuren und Entwicklungen rücken in den Vordergrund. Wir lernen die Figur Shorrn Mekeis kennen. Er ist einer der Anführer der Raureiter, die für Ordnung sorgen. Mit Shorrn führt der Autor die Handwerker, die Huren, die Kräuterhexen und andere Bewohner der Dörfer um die Stadt Nogtehantis im Land Patloren ein. In eben jene Stadt Nogtehantis entsendet das Imperium der Eskoher einen neuen Statthalter. Nesh-Tilan kann seiner Beförderung in die abgelegene Gegend zunächst nicht viel abgewinnen. Aber er will sich hier Respekt verschaffen. In seiner Begleitung reist eine junge Frau. Zarg-Nolesa verlässt Nesh-Tilan alsbald. Sie hat einen Auftrag von der Innung der Magier und ist auf der Suche nach den letzten Quellen der alten Magie.

Nun kommt auch Sardev wieder in die Geschichte. Er legt sich mit den Raureitern an und wird in den Kerker von Nogtehantis verbracht. Zarg-Nolesa trifft bei ihrer Suche auf den Zauberer Dorpjatt, der offensichtlich die alte Magie für seine Zwecke einsetzt. Zarg-Nolesa möchte für die Innung der Magier etwas von dieser Magie sichern. Sie bringt Sardev zum Zauberer und der sorgt dafür, dass Sardevs Geist mit dem eines Wolfes verschmolzen wird. Doch die Experimente Dorpjatts setzen noch andere Kräfte frei, die das Land in einen blutigen Krieg stürzen. Sardev erweist sich als der Einzige, der den Zauberer aufhalten kann.

Den Einstieg fand ich richtig gut mit der intensiven Schilderung eines Jagderlebnisses, den damit verbundenen Emotionen, den Sinneswahrnehmungen und den Beobachtungen. Klaus N. Frick vermittelt überzeugend die Anspannung der Jäger.

Auch in der Folge bestimmen Sinneswahrnehmungen und Emotionen den Roman. Die Kapitel sind so aufgebaut, dass zunächst die Hauptfigur, ein einfacher Bauerssohn, eingeführt wird, gefolgt von Raureitern in Rüstungen, gefolgt von einem statthaltenden Verwalter und der geheimnisvollen Zarg-Nolesa. Während Prolog und erste Kapitel Land und Leute schildern, bleibt die Fantasy dezent im Hintergrund. Es hätte auch ein Mittelalterroman sein können, wenn man die zwei Monde und die unbekannten Ländereien und Bewohner ausblendet. Der Geisterwolf schien mehr Legenden zugeordnet und die Kräuterhexen sind auch nichts Ungewöhnliches. Erst nach und nach wird der Fantasy vom Autor mehr Raum gegeben.

Die Geschichte entwickelt sich nur langsam. Der Autor lässt sich und seinen Figuren Zeit. Die Geschichte ist ein langer Fluss, der viele Windungen macht, aber beständig fließt. Geschwindigkeitssteigerungen sind selten. Der Autor setzt mehr auf epische Darstellungen. Er entwirft ein detailliertes Bild der Verhältnisse in Patloren. Die Bewohner müssen sich tagtäglich Herausforderungen stellen. Die Beschreibungen, die der Autor verwendet, sind roh, unverblümt und dreckig. Der Leser wird mit Körpergerüchen und Körperausscheidungen konfrontiert. Charlotte Roche lässt in ein, zwei Szenen grüßen. Die Figuren sind wenig liebenswert, häufig nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Sie handeln mitunter schonungslos. Insbesondere der Statthalter sieht sich von Feinden umgeben. Er wälzt unablässig Gedanken, ob ihm der eine oder andere etwas Böses will. Derartige Schilderungen werden vom Autor recht häufig angewandt. Sympathie mit einer Figur in dem Sinne, dass ich mit ihr mitfiebere oder an ihrem Schicksal Anteilnahme zeige, stellt sich nur an wenigen Stellen ein.

Mit dem vom Zauberer entfachten Brodem und der Ausbreitung des Totlebens gewinnt die Geschichte dann auch an Spannung. Die so unterschiedlichen Figuren werden in einer finalen Schlacht zusammengeführt und mit dem Epilog schließt der Autor den Kreis zu einer Szene im Prolog seiner Geschichte. Der Roman hatte seinen Reiz. Der Autor pflegt einen enorm realistischen Stil. Und von diesem Stil, der schonungslosen Beschreibung der Geschehnisse, weicht er nicht ab. Zu keiner Zeit.

Die recht kurze Inhaltsangabe des Verlags zu diesem Buch hat mich übrigens nicht angesprochen. Ich habe zu diesem Roman nicht aus Neugierde wegen des Inhalts sondern vielmehr aus Neugierde wegen des Autors gegriffen. Klaus N. Frick ist Redakteur der Perry Rhodan-Serie. Oder wie er selbst immer mal wieder anführt, Redakteur einer Raketenheftchenserie. Aus Gesprächen mit den Autoren von Perry Rhodan weiß ich, dass sie dem Redakteur nachsagen, ziemlich genaue Vorstellungen darüber zu äußern, wie ein Roman zur Serie Perry Rhodan zu schreiben ist.

Es interessierte mich daher herauszufinden, wie sich Klaus N. Frick als Autor schlägt. Nun ist sein erster großer Roman kein Perry Rhodan-Roman geworden. Ja noch nicht mal ein Science Fiction-Roman, sondern eine Fantasy-Geschichte. Aber sie hat einen Stil, der mir gefällt und kann sich sehen lassen.

 

Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

2 Antworten zu „Ansichten zu Das blutende Land“

  1. Avatar von Christina
    Christina

    Den Vergleich mit Charlotte Roche finde ich ein wenig daneben. Wenn du »Feuchtgebiete« gelesen hast, weißt du, dass das eine mit dem anderen nichts zutun hat. Das eine ist provozierender Schweinkram, das andere Realitätsnähe.
    Sorry, aber das musste ich loswerden.

    1. Avatar von Uwe Bätz

      Feuchtgebiete war der Bestseller des Jahres 2008 und sicher umstritten. Meine Rezension ist aber auch deutlich länger und besteht nicht alleine aus dem selbst schon kritisch eingeschränkten Verweis auf die Autorin und ihr „Werk“.

Schreibe einen Kommentar zu Christina Antworten abbrechen