Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2854

PR_2854Der letzte Mensch – von Oliver Fröhlich – Handlung:

Der Arkonide Atlan tritt die zweite Bewusstseinsreise an, die ihn die Geschichte von Matan Addaru erleben lassen soll, dem letzten Menschen. Wie schon bei der ersten Reise wird Atlans Bewusstsein in den Körper eines anderen Lebwesens transferiert oder vielmehr in die Erinnerungen dieses Wesens. Anders als erwartet, findet sich Atlan jedoch nicht im Körper des Atopen, sondern in einem Jeadhal wieder. Sein Wirt heißt Maay’char-raygonar und ist Besatzungsmitglied der FRAGDANK, dem Führungsschiff der Triade, die im Auftrag der Wissgemeinschaft Jeadhal unterwegs ist, um die Kenntnis der Jeadhal über das Universum zu vertiefen.

Von YLA, die das Szenario kurz unterbricht, erfährt Atlan, dass er an der Mnemo-Essenz eines von Billionen Lebewesen gekoppelt ist, die in NTATHAN in einem Sextadim-Bezugsfeld agieren. Atlan hat die Persönlichkeit von Maay’char-raygonar übernommen. Je nachdem, wie tief er darin eintaucht, überlässt er dem Jeadhal die Steuerung oder übernimmt sie selbst. Da dies mehr als nur eine Simulation ist, könnte es sein, dass er die Erinnerungen beeinflusst. Allerdings würden die Beharrungskräfte der Gesamtheit der Mnemo-Essenz dies zu verhindern suchen.

Atlan benötigt einige Zeit, um einerseits am Wissen Maay’char-raygonars teilzuhaben, andererseits sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen, um die Erinnerungsabläufe nicht zu sehr zu beeinflussen. Die kristallinen Jeadhal stehen mit ihrem Schiff in der Nähe einer Kreuzgalaxis. Sie wird von ihnen als GA-yomaad bezeichnet. Atlan erkennt, dass Milchstraße und Andromeda in dieser Zeit sich durchdrungen haben. Er ist etwa 4 Milliarden Jahre in der Zukunft! Die Kreuzgalaxis war bis vor kurzem von einer Barriere umgeben, die nun verschwunden ist. Die neugierigen Jeadhal unternehmen eine Expedition in das Innere von GA-yomaad. Die ersten Tage verlaufen enttäuschend. Es gibt keine hyperenergetischen Signale. GA-yomaad scheint tot zu sein. Die Jeadhal untersuchen einen Planeten und nehmen dort Proben von Flechten und Moosen. Es gibt keine Anzeichen höherwertigen Lebens. Auch alle weiteren Planeten zeigen das gleiche Bild. Nur einfache Flechten, Moose, Pilze und Bakterien. Ein Vergleich fördert etwas völlig Überraschendes zu Tage. Die Proben von allen untersuchten Planeten sind genetisch identisch.

Atlan ist enttäuscht, doch YLA bittet ihn, Geduld zu haben. Maay’char-raygonar wird ihn in Kontakt zu Matan Addaru bringen. Nach zehn Jahren Forschung steht die Expedition der Jeadhal vor dem Aus. Dann jedoch werden Signale empfangen. Maay’char-raygonar kommt in Kontakt zu einem Posten der tiotronisch-biomorphen Zivilisation, der Kaiserlichen TioBiom. Die TioBiom sind nach Ansicht Atlans ein Zweigvolk der Posbis. Vor langer Zeit hat das gigantische Sternenreich Tarania die Galaxis beherrscht. Maay’char-raygonar wird auf eine Spur zu Relikten dieser Tarania geschickt. Die Reise geht ins Sol-System, das sich merklich verändert hat. Merkur und Venus fehlen, auf der Erde herrschen 100 Grad, weil die Leuchtkraft der Sonne stark angestiegen ist. Sol wird auch von Luna umkreist. Es gelingt ein Kontakt zu NATHAN, der jedoch nur mit einem Leibidentischen Bürger der Tarania sprechen will. Aus den Genproben der untersuchten Welten erschaffen die Jeadhal einen humanoiden Körper aus Kristall und übertragen darauf das Bewusstsein von Maay’char-raygonar. Atlans Bewusstsein geht ebenfalls mit.

Maay’char-raygonar darf auf Luna landen und wird dort von Matan Addaru Nathan begrüßt, dem letzten Menschen. Ein junger Humanoider, der Atlan vage an Vetris-Molaud erinnert, mit Federn, statt Haaren auf dem Kopf. Und der begrüßt Atlan wie einen alten Bekannten. Er nennt ihn Bruder. Die Mnemo-Essenz des Matans ist anders. Und sie erinnert sich daran, wie Atlan nur dank des Eingreifens der ZEITWEIDE die Flucht gelang. Auch diese Vergangenheitsversion von Addaru ist noch kein Atope, wie Atlan erkennt und dass trotz der vier Milliarden Jahre. Zu Beginn dieser Zeitspanne ist Vetris-Molaud, später Matan, der Begründer einer Gemeinschaftszivilisation aus Milchstraßen- und Andromedavölkern mit NATHAN als zentrale Verwaltungsinstanz des Tamaniums, das sich zu Tarania wandelte. Das Atopische Tribunal ist längst abgezogen. Gigantische Explorerflotten wurden ins Universum entsandt. THERMIOC wurde darauf aufmerksam und half dabei, NATHAN in eine Intotronik zu verwandeln. Es begann die Zeit der NATHAN-Avatare, die als Berater der Tarania dienten. Hunderttausende Jahre sind vergangen.

Bereits nach 20.000 Jahren versagte Matans Zellaktivator. Da ES verschwunden war, schlug NATHAN vor, dass die Sganshan, die von Explorern entdeckt wurden, eine Biokopie von Matans Körper erschaffen sollen. Sein Bewusstsein wurde auf den neuen Körper übertragen, zusammen mit einem Bewusstseinsfraktal NATHANS. Alle 10.000 Jahre musste die Prozedur wiederholt werden. Millionen Jahre vergingen und die Anzahl der Taraner ging zurück. Viele Welten starben aus. Matans Erinnerungen mussten ausgelagert werden in den Clivtor, da sein Gehirn die Menge nicht mehr speichern konnte. Im Clivtor fand auch der MDI Zeno Kortin seine Ruhe. Das Tarania zerfiel und NATHAN zog sich zurück. Die Milchstraße und Andromeda kollidierten. Irgendwann wurde von Unbekannten eine Barriere um die Kreuzgalaxis errichtet. Gleichzeitig ging das höhere Leben in der Galaxis zurück. Nur auf Luna schien das Phänomen nicht zuzugreifen.

Schließlich besuchen die Jeadhal den letzten Menschen. Nur drei Jahre später erscheint die ZEITWEIDE mit dem Richter Veirdandi. An dieser Stelle wird die Bewusstseinsreise Atlans unterbrochen. YLA erzählt dem Arkoniden weitere Details. Veirdandi hat nicht etwa Matan Addaru für das Atopische Tribunal rekrutiert. Er hat ihn gewarnt. Die echte Werbung fand Jahre später statt. Atlan würde es nicht ertragen, wenn YLA ihm den Namen des Atopen sagt, der Matan Addaru geworben hat. Da der Richter Matan Addaru von Anfang an ein Interesse an Luna gezeigt hatte, vermutet Atlan eine Zeitschleife. YLA will das nicht bestätigen und spricht von abweichenden Charakteristika, die sie selbst nicht ganz verstünde. Atlan ist auch besorgt, dass er in den Erinnerungen Venus und Merkur nicht vorgefunden hat. In der falschen Welt sind beide vom Atopischen Tribunal umfunktioniert worden. Beim Abzug des Atopischen Tribunals wurden sie mitgenommen oder zerstört. Seine Bemühungen, die falsche Welt nicht entstehen zu lassen, wären demnach gescheitert.

Die Tochter NATHANS informiert Atlan, dass der Atopische Hof in die Veste Tau eingezogen ist. Nach einer Rücksprache NATHANS erhält Atlan zusammen mit Lua und Vogel die Genehmigung, den Hof zu betreten. Er wird von einem der größten Atopen empfangen. Jenem Atopen, der einst den letzten Menschen geworben hat.

 

Rezension:

Nun ist es also passiert. Julian Tifflor ist seinen Status als längster lebender Mensch losgeworden. Der Wanderer, der 10 Millionen Jahre von Zeitkorn zu Zeitkorn im Zeitspeer unterwegs war, wird tatsächlich übertrumpft. Und wie! Gleich mal 3.990.000.000 Jahre länger als Tifflor lebt der letzte Mensch. Ich habe gerade noch mal nachgesehen, was ich zu den Bänden 2592 und 2593 geschrieben hatte. Die damaligen Beschreibungen, wie ein Mensch eine solche Zeitspanne überhaupt erleben, bzw. überleben kann, waren dumm. Im vorliegenden Roman macht Oliver Fröhlich nicht noch einmal diesen Fehler. Der „Mensch“, der da auf einem Thron sitzend Atlan begrüßt, hat mit einem Menschen nicht mehr viel gemein, vom äußeren Erscheinungsbild mal abgesehen. Der Vorgang des Durchlebens einer Mnemo-Essenz tut ein Übriges, nicht alles so zu nehmen, wie es in dieser Geschichte ausgedrückt wurde.

Nachdem Oliver Fröhlich die Leser letzte Woche schon mal darauf eingestimmt hat, wie eine Bewusstseinsreise vonstattengeht, konnte man dieses Element nun frohgemut ein weiteres Mal genießen. In der ersten Hälfte seines Romans verbirgt sich die eigentliche Story. Zusammen mit seinem Wirtskörper oder vielmehr der Mnemo-Essenz eines Jeadhal wird Atlan Zeuge von Ereignissen, die Milliarden Jahre in der Zukunft liegen. Alleine die Nennung dieses Zeitraums löst beim Lesen ein wohliges Kribbeln aus. Und dann schiebt der Autor Fakten hinterher, die dieses Kribbeln noch verstärken. Es geht um die Zukunft der Milchstraße, der Menschheit, des Solsystems. Unabhängig davon, dass die Fiktionen der Perry Rhodan-Serie nicht unbedingt auf realer Physik oder realen Naturgesetzen aufbauen, sind es gerade solche Entwicklungen, die einen faszinieren.

Die Beschreibungen der Jeadhal, ihre Forschungen und die Erlebnisse Atlans dabei, sind Oliver Fröhlich sehr gut gelungen. Insbesondere der Kampf den Atlan austragen muss, um in der Erinnerung nicht verloren zu gehen, hat Oliver Fröhlich packend schildern können. Schwierig wurde es, als es darum ging, die Mnemo-Essenzen zu definieren. Die Rückkopplungen gerieten bizarr und dennoch konnte der Autor diesen Vorgang anschaulich darstellen. Der Spannungsbogen wurde bis zur Begegnung mit dem letzten Menschen hoch gehalten. Während die erste Romanhälfte noch der Science Fiction verbunden war, gerieten die letzten zwanzig Seiten nicht mehr so rund. Es gab Ansätze in Richtung eines Utopischen Romans, zumindest könnte man das Tarania als den Versuch einer zukünftigen idealen Gesellschaft beschreiben. Da darin allerdings nur Menschen und Posbis als einzige Völker gleichgestellt sind, ist es wohl eher eine Dystopie. Aber egal, der ruhige Aufbau mit der Geschichte der forschenden Jeadhal wurde durch Geschichtsfragmente und Sprünge abgelöst. Und leider besann sich der Autor wieder auf die Stärken (eigentlich Schwäche) eines Perry Rhodan-Autoren. Er streut gezielt Desinformationen, bzw. lässt er seine Figuren etwas zu deutlich die Informationsaufnahme verweigern.

Mit dem Fakt, dass Matan Addaru der Nachfahr von Vetris-Molaud ist, löst die Geschichte zumindest eines der ältesten Geheimnisse, seit dem Auftreten des Atopischen Tribunals. Für die Zeitlinien, die auch in dieser Geschichte einmal mehr thematisiert werden, zeichnet sich noch immer keine Lösung ab.

Ich spekuliere selten, aber auf Seite 46 lässt sich Addaru oder vielmehr der Autor, etwas in die Karten blicken. Nunmehr aus der Perspektive Addarus lässt er den Besucher Atlan an seinen Erinnerungen teilhaben. Addaru hat Atlan als Bruder begrüßt und hat erst dann erkannt, dass dieser Atlan eine frühere Version ist. Eine frühere Version von was? Dieser Hinweis und YLAS Bemerkung am Romanende, dass Atlan die Antwort nicht ertragen könnte, lässt mich vermuten, dass nur Atlan selbst der Werber von Matan Addaru zum Richter des Atopischen Tribunals war, ist oder sein wird. Atlan wird sich also selbst treffen, wenn er auf einen der größten aller Atopen trifft.

 


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Kommentare

2 Antworten zu „Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2854“

  1. Avatar von Adolf Faber
    Adolf Faber

    Gleich der seinerzeitigen „Odysee“ (PR-TB-Mini-Zyklus von 2004) haben wir es hier mit einer „Seitenlinie“ der Entwicklung zu tun. Dein Kribbeln (= „SenseOfWonder“) auf die Schau von Milliarden Jahren teile ich uneingeschränkt. „Die Falsche Welt“, „Vaaligo“ und „Tarania“ sind schöne Bilder paraleller Zukünfte, die nicht der Zeitlinie entspricht, die der „Erbe des Universum“ mit einem bis zum Schluß (!) nie versagenden Zellaktivator, noch vor sich hat.

    1. Avatar von Uwe Bätz

      Odyssee habe ich nie zu Ende gelesen. Ich bin irgendwo nach Band 3 und zu Beginn von Band 4 hängengeblieben. Nach einem guten Start wurde das Ziel aus den Augen verloren. Bei diesem Taschenbuch-Mini-Zyklus liegt es aber auf der Hand, es dort mit einer Seitenlinie zu tun zu haben. In der Hauptserie hingegen reizen die Autoren das Thema Zeit momentan aus. Noch nie wurden soviele unterschiedliche Begriffe zum Thema Zeit in den Romanen verwendet, wie es im aktuellen Zyklus der Fall ist. Da beschleicht mich der Verdacht, dass sich über die eigentliche angestrebte Lösung für alle Zeitphänomene hinaus, auch die eine oder andere künstlerische Freiheit eingeschlichen hat, die nicht erklärt oder gelöst werden wird.
      Nun ja, wir werden es bis 2874 erfahren.

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