Ansichten zu Perry Rhodan Heft 2774

Der Kosmoglobus – von Hubert Haensel – Handlung:

Die RAS TSCHUBAI hat sich auf dem Weg ins Khochd-System gemacht, um der STAULCETT zu folgen. An Bord des Spochanenraumers haben sich Perry Rhodan, Gucky und die verbliebenen Mitglieder des Venus-Teams geschlichen, weil dort auch Baucis Fender gefangen gehalten wird. Und auch die beiden Haluter sind mit der TONDAR GHI nach Shyor aufgebrochen. An Bord des terranischen Schiffsgiganten hält sich nach wie vor auch der Pseudo-Rhodan auf. Das Wesen, das aus dem Schwarzen Bacctou entstanden ist, hält sich nach wie vor für den echten Rhodan. Als Alarm gegeben wird, begibt sich Pseudo-Rhodan, der schlecht geträumt hatte, in Begleitung eines TARAs in die Kommandozentrale.

Kurz zuvor hatte das Schiff nur 7 Lichtmonate vom Khochd-System entfernt, den Überlichtflug beendet und Aufklärung betrieben. Mindestens 20.000 Schiffe der Onryonen halten sich im System der Kristallinen Wesenheit auf. Jawna Togoya will das Schiff in den Schutz eines nahen Sterns bringen, als mehrere Raumväter der Onryonen in kürzester Distanz zum Schiff erscheinen. Pseudo-Rhodan, der inzwischen die Zentrale betreten hat, bemerkt dazu, dass dies ein Zufall sei. Der Paros-Schattenschirm verhindert tatsächlich eine Entdeckung. Togoya ist die Anwesenheit des falschen Rhodans unangenehm, zumal der keine Gelegenheit auslässt, darauf hinzuweisen, dass er der echte Rhodan sei. Sie mutmaßt, dass es inzwischen sein könnte, dass der Rohling, aus dem der Pseudo-Rhodan entstand, nun derart eingeschliffen ist, dass selbst Gucky keinen Unterschied mehr zum echten Rhodan entdecken könnte.

Den echten Rhodan plagen unterdessen ebenfalls Albträume. Gucky weckt ihn und gemeinsam verarbeiten sie die Informationen, die der Swoon Benner inzwischen ermitteln konnte. Dem Positronik-Spezialisten kann mit Daten der STAULCETT aufwarten, die für die Befreiung von Fender und der Flucht von Bord wichtig sind. Außerdem liefert Benner einige Informationen zu den beiden Kosmogloben, die als künstliche Monde Shyor umkreisen. Die beiden Gebilde stellen die Handlungsfähigkeit des Tribunals sowohl in Larhatoon als auch in der Milchstraße her. Kosmoglobus I stellt die Verbindung zu den Jenzeitigen Landen her und wird von Penparzen, der inneren Welt des Khochd-Systems justiert. Kosmoglobus II dient der Ernte, was auch immer das bedeuten mag. Für seine Steuerung ist der dritte Planet, Vangtermachd zuständig. Bei den Globen handelt es sich um künstlich geschaffene Miniaturuniversen, deren Außendurchmesser bei knapp 1900 km liegt. Die innere Größe ist unbekannt. Benner kann einen Funkspruch abfangen. Die STAULCETT soll zum Ernteeinsatz in den Kosmoglobus II einfliegen.

Die RAS TSCHUBAI ist unentdeckt geblieben und die Onryonenschiffe weiter geflogen. Wie geplant wird im Orbit einer nahen Sonne Position bezogen. Sonden scannen das Khochd-System. Die beiden Globen werden entdeckt und ähnliche Erkenntnisse gewonnen, wie sie Rhodans Team an Bord der STAULCETT in Erfahrung gebracht hat.

Der Unsterbliche ergreift inzwischen die Chance, die sich ihm bietet. Die Befreiung von Fender wird aufgeschoben, man macht den Flug in Globus II mit. Mehrere Tolocesten kommen an Bord. Außerdem Onryonen, darunter der Uralte Hoonushur, der oberste Befehlshaber der Domänenwacht und Velleshy Pattoshar. Güter werden geladen, dann fliegt das Schiff über ein von Vangtermachd geschaffenes Portal in den Kosmoglobus II ein.

Nach der Überwindung des Strangeness-Schocks kann Benner erste Daten liefern. Die STAULCETT hat ein Universum unbekannter Größe erreicht. Mehrere Sonnensysteme werden passiert, die alle ohne Leben sind. Dann kommt ein walzenförmiges Raumschiff in Sicht, an das der Spochanenraumer andockt. Die Onryonen gehen an Bord des fremden Schiffes. Rhodan und Gucky folgen ihnen unbemerkt. Der Walzenraumer heißt HAND VOLLER LICHT und ist seit langer Zeit unterwegs und besitzt kein Überlichttriebwerk. Es ist ein Generationenschiff und seine Besatzung besteht möglicherweise aus Ur-Laren, da sie sich körperlich leicht von den heutigen Laren unterscheiden. Sie sind größer und geringere Schwerkraft gewohnt. Hin und wieder wird ein „Unfertiger“ an Bord geboren und in Quarantäne gehalten. Diesen „Unfertigen“ gilt der Besuch der Onryonen. Die Laren an Bord nennen die Besucher Weggäste. In der Isolierstation erleben Rhodan und Gucky Erstaunliches. Der Uralte Hoonushur begibt sich zu den Unfertigen und gibt ihnen die Droge Glasfrost, damit sie ihre Gestalt bewahren können. Nach ihrem Entdecker, dem Onryonen Toycott Jajorric werden die Unfertigen als Jaj bezeichnet. In einem günstigen Moment stiehlt Gucky eine Kapsel Glasfrost.

Die Jaj werden an Bord der STAULCETT gebracht, die daraufhin ins Khochd-System zurückkehrt. Nun erst wird Fender befreit und das Team kann vom Schiff fliehen. Die TONDAR GHI nimmt sie an Bord. Bevor der LAURIN-Jet vernichtet wird, können Rhodan und Co per Transmitter zur RAS TSCHUBAI wechseln. ANANSI wertet die Daten aus. Die Semitronik schließt eine Zeitreise aus. Das Schiff der ersten Laren-Zivilisation ist wohl absichtlich in den Globus versetzt worden und damit in die aktuelle Gegenwart gelangt. Spekulativ ist, ob die Onryonen die archaischen Laren benutzen, um das Hilfsvolk der Jaj zu erzeugen. ANANSI sieht Anzeichen dafür, dass die HAND VOLLER LICHT nicht in Not gebracht wurde, sondern im Gegenteil aus großer Gefahr gerettet wurde, einer Gefahr, die aus der Milchstraße kam. Auf Nachfrage Rhodans, worin der Zusammenhang zwischen Milchstraße und der Laren-Galaxie bestehen würde, verweigert ANANSI eine Auskunft.

 

Rezension:

Autor Hubert Haensel legt den Schwerpunkt seiner Geschichte eindeutig in die Entdeckung und Untersuchung der Kosmogloben. Andere Handlungen, darunter wieder einmal der Pseudo-Rhodan und auch die Befreiung Fenders, waren zwar nicht unwichtig aber der Autor widmet diesen Themen nur wenig Raum. Etwas umfangreicher geriet nur der Einstieg ins Generationenschiff. Die Sequenzen benutzt der Autor, um seine Leser zunächst über die Identität der Besatzung im Unklaren zu lassen.

Die Entdeckung und Analyse der Kosmogloben geht Hubert Haensel aus zwei Blickwinkeln an, nämlich von der RAS TSCHUBAI aus und von Rhodans Team an Bord der STAULCETT. Rhodans Team setzt bei der Informationsgewinnung auf den Datenklau des Swoon Benner und Guckys Para-Fähigkeiten. In der RAS TSCHUBAI müssen die Informationen aus der Distanz gewonnen werden. Das versprach Abwechslung, da die gewonnenen Daten bei den jeweiligen Empfängern Unterschiede in der Qualität aufwiesen. Und die Daten wurden auch unterschiedlich interpretiert. Diese Herangehensweise lockerte das Ganze etwas auf. Letztlich erfährt der Leser allerdings nicht zu viel. Serientypisch ist einmal mehr, dass die gewonnenen Daten aus den Speichern der STAULCETT, bei näherer Betrachtung eigentlich armselig sind. Ein paar Stichworte, mehr wird nicht in Erfahrung gebracht.

Immerhin geht der Autor über die reine Informationssichtung hinaus. Er lässt seine Figuren anhand der sich langsam aufbauenden Informationen auch mal spekulieren. Das Teilhaben an den Gedanken der Figuren fehlt allzu häufig. Meist werden nur die Daten wiedergegeben und weitergehende Gedanken der Protagonisten weggelassen. Hier verdient sich der Autor ein paar Pluspunkte.

Auf der anderen Seite steht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den gewonnenen Daten. Und die verläuft einmal mehr enttäuschend. Am Ende stellt Sichu Dorksteiger resignierend fest, dass hier Mächte in Aktion sind, die alles Menschenmaß übersteigen. Wir erinnern uns. Die Ator hat nach ihrer erzwungenen Ausbildung für die Frequenzmonarchie in deren Forschungszentrum TZA’HANATH, bestehend aus 8 Handelssternen, gearbeitet. Dort hat sie an einem Projekt mitgewirkt, das die Bedingungen, die durch die Erhöhung des hyperphysikalischen Widerstands entstanden sind, dauerhaft etablieren sollte. Später arbeitete sie an der Durchdringung des Feldes, das Far Away abschirmte.

Wenn schon solche Figuren in einem SF-Roman eingebaut werden, dann sollte zumindest mal der Versuch einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Beobachtungen gemacht werden. Dies könnte durch Aufstellung einer Hypothese oder die Erstellung einer Theorie erfolgen. Auch eine Prognose könnte durch Dorksteiger mal abgegeben werden. Aber da passiert leider fast nichts. Als Wissenschaftlerin hat die Figur mittlerweile einen Downgrade erfahren. Nur noch ihr Aussehen veranlasst die Autoren, sie hin und wieder zu erwähnen. Sie ist die überflüssigste Figur an Bord der RAS TSCHUBAI, abgesehen von Bostich, den Hubert Haensel aber immerhin einen vollständigen Satz sagen lässt.

Wie gut, dass Perry indessen die Gelegenheit am Schopfe packt und Kosmoglobus II entert. Der Zyklus scheint jetzt, da dreiviertel davon absolviert sind, nochmals an Fahrt aufzunehmen, zumindest, was die Diskrepanz zwischen den Möglichkeiten des Atopischen Tribunals und den Fähigkeiten der Terraner angeht. Üblicherweise waren bei gleicher Bandnummer in den vergangenen Zyklen erste Fortschritte der Terraner erkennbar. Davon ist in diesem Zyklus nicht die Spur zu erkennen. Entweder geht’s zum Schluss hin hopplahop oder es geht über 2800 hinaus mit dem Thema.

Immerhin gibt’s an Bord des Generationenschiffs einiges zu entdecken, beispielsweise ob es eine Verbindung zwischen den Holzfiguren der Laren und den Figuren der Onryonen gibt, die diese zum Schutz ihres Schlafrudels aufstellen. Auch die „Herkunft“ der Jaj war überraschend.

Wie das Thema Pseudo-Rhodan angegangen wird, erschließt sich mir als Leser einmal mehr gar nicht. Wieder werden Situationen geschildert, die Pseudo-Rhodan in Interaktion mit der Zentralebesatzung zeigen. Die „Erklärungen“, die Haensel anführt, wirken lachhaft. Der echte Rhodan lässt den Pseudo-Rhodan Freiheiten, da alles andere unzivilisiert wäre. Den entscheidenden Fehler begeht Hubert Haensel auf Seite 18. Pseudo-Rhodan und Farye verlassen die Zentrale und der Autor bemerkt dazu, dass sich der Pseudo-Rhodan nur zwei- oder dreimal in der Zentrale aufgehalten habe. „Er machte sich rar, genauso, wie es der echte Rhodan getan hätte.“

Und genau das ist falsch. Der echte Rhodan hat sich nämlich noch nie rar gemacht. Möglicherweise sah sich Hubert Haensel veranlasst, den vom Exposé vorgeschriebenen merkwürdigen Auftritten des Pseudo-Rhodan eine Erklärung zu geben. Die ist allerdings gründlich misslungen. Die dümmliche Handlung ist an der Stelle leider immer noch nicht zu Ende. Farye geht mit Pseudo-Rhodan in einer Kantine frühstücken. Die anderen Besatzungsmitglieder mustern sie neugierig, unschlüssig darüber, ob es der echte oder der falsche Rhodan sei. Abgesehen davon, dass mehrmals zuvor erwähnt wurde, dass das falsche Rhodan von einem TARA begleitet wird, sollte die Besatzung doch informiert werden.

Die Figur des Pseudo-Rhodan ist eigentlich interessant angelegt. Und natürlich wird diese vollständige Kopie irgendwann ihre von den Expokraten zugedachte Bestimmung erhalten. Bis dahin sollten die Autoren die Gefühlswelt der Leser mit dem beschriebenen Umgang mit dieser Figur allerdings nicht über Gebühr strapazieren.

 


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