Perry Rhodan-Illustrator Johnny Bruck

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Heute halte ich endlich das Nachschlagewerk zu Johnny Bruck in den Händen. Die gebundene Ausgabe „Perry Rhodan-Illustrator Johnny Bruck“, herausgegeben vom Marlon Verlag, wiegt satte 1,6 kg und ist innen und außen sehr wertig verarbeitet. Alle Illustrationen auf den 320 Seiten liegen farbig vor, mit Ausnahme natürlich von SW-Zeichnungen, die Johnny Bruck beispielsweise für Innenillustrationen fertigte. Das Format des Buches von 30 cm x 22 cm ist bestens geeignet, die zahlreichen Bilder zur richtigen Geltung zu bringen.
Der Autor Frank G. Gerigk stand vor einer echten Herausforderung, geht doch die Zahl der Arbeiten Brucks in die Tausende! Natürlich kann das vorliegende Sachbuch nicht alle diese Werke abbilden. Dennoch enthält das Buch ca. 1300 (!) Abbildungen von Titelbildern, Innenillustrationen, Fotos, Skizzen und anderen Zeichnungen Brucks, bzw. von Vorlagen, aus denen sich der Künstler bedient hat.
In der Vorbemerkung, in der von den amerikanischen Pulp-Magazinen und ihren bunten Titelbildern ein Schwenk zu den europäischen Illustratoren gemacht wird, geht der Autor darauf ein, dass es bislang keine professionelle Aufarbeitung der Werke Johnny Brucks gibt. Nach der Lektüre der wichtigsten Kapitel kann man wohl sagen, dass es eine vollständige Schaffensliste niemals geben wird. Der Autor macht diverse Angaben über verschwundene Werke. Auch die Arbeitsweise der frühen Jahre und nicht zuletzt die Auftraggeber sorgten dafür, dass zahlreiche Bilder nach „Gebrauch“ vernichtet wurden. So manches Bild ist auch durch falsche Lagerung zerstört worden.
Die Vorbemerkungen und auch die folgenden Kapitel sind mit zahlreichen Fußnoten, bzw. Endnoten versehen. Endnote deshalb, weil eine Erläuterung oder eine Quelle erst am Ende des Buches gelistet ist. In vielen Fällen handelt es sich dabei um URLs, was zwangsläufig dazu führen wird, dass Quellangaben im Laufe der Zeit nicht mehr aufrufbar sind.
Nach den Vorbemerkungen folgt die Biografie Johnny Brucks. Auf 13 Seiten stellt der Autor den Lebenslauf des Menschen Johnny Bruck vor. Da es offensichtlich keine oder nur wenige eigene schriftliche Lebenserfahrungen von Johnny Bruck gibt, ist der Autor auf Aussagen der Verlage, von Familie und Freunden, von Autoren, aus dem Fandom und anderen Wegbegleitern angewiesen. Viel mehr als kurze Anrisse der Stationen im Leben Brucks hat das Kapitel leider nicht zu bieten. Die meisten Seiten (9 von 13) sind ausschließlich mit Abbildungen versehen. Immerhin finden sich auch ein gutes Dutzend Bilder mit eher persönlichen Motiven aus dem Leben des Künstlers. Frank G. Gerigk hat, das werden die anderen Kapitel zeigen, einige Inhalte der Biografie in andere Abschnitte des Buches verlagert. So finden sich ein paar Zeilen, wie Bruck sich selbst sieht, nicht in der Biografie, sondern im nächsten Kapitel. Auch der Lebensabschnitt, der sich der Serie Perry Rhodan widmet, bleibt recht kurz. Auch hier hat der Autor Erinnerungen von Wegbegleitern in eigene Kapitel ausgelagert.
Im Kapitel „Das Metier“ wird das Betätigungsfeld Johnny Brucks beleuchtet. Man erfährt etwas über seinen Arbeitsort, mit welchen Materialien er gearbeitet hat, ob und wie er signierte, welche Werkzeuge er benutzte und schließlich das Wichtigste, nämlich welche Methoden es dem Künstler möglich machte, auf dem Höhepunkt seines Schaffens alle 1 bis 2 Tage ein Bild zu produzieren. Frank G. Gerigk nähert sich sehr vorsichtig, beinahe verschämt diesen Methoden und greift einige Male auf Rechtfertigungen zurück. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. Brucks Anlehnungen, Strukturübernahmen und Kopien sind seit Jahren, beinahe Jahrzehnten bekannt und auch wenn sie anfänglich in Fandomkreisen manchmal mit Kopfschütteln quittiert wurden, längst akzeptiert. Zur Akzeptanz hat vor allem das Internet beigetragen. Dieses Medium zeigt deutlich, wie auch andere Künstler sich an Bekanntem nicht nur orientieren, sondern auch bedienen.
Es folgen einige Kapitel mit persönlichen Erinnerungen von Verlagsmitarbeitern und Autoren, bzw. von Fans, die mittlerweile den Sprung zum Autor gemacht haben. Die Inhalte sind höchst unterschiedlich, sie reichen von professionell distanziert bis zu persönlichen Anekdoten, die diese Personen mit Johnny Bruck erlebt haben. Die Erinnerungen der Autoren sind humorvoll und man merkt ihnen die Wertschätzung an, die sie Johnny Bruck entgegengebracht haben. Der Beitrag von Horst Hoffmann, der nicht nur als Autor sondern auch als Redakteur für den Verlag gearbeitet hat, enthält die eine oder andere kritische Bemerkung.
Im Kapitel der Bibliographie unternimmt der Autor den Versuch, zumindest die Hauptserien und Verlage zu listen, zu denen der Künstler Zeichnungen erstellt hat. Wie in den Vorbemerkungen bereits erwähnt, ist eine „komplette“ Bibliographie noch nie professionell erarbeitet worden. Insofern kann die in diesem Abschnitt vorliegende Sammlung der Werke Brucks ebenfalls nicht vollständig sein. Gerigk erwähnt die Perrypedia, die das Hauptwerk Brucks zumindest für die meisten SF-Serien komplettiert hat, bzw. weiter vervollständigt. Die insgesamt 45 Seiten dieses Kapitels werden dann auch von 40 Seiten dominiert, die ausschließlich Illustrationen Brucks für diverse Serien zeigen. Neben PR sind das u.a. Atlan, Jörn Farrow, Rex Yale, Soldatengeschichten, Utopia (diverse Kleinbände, Großband, Krimi, Magazin), Terra, Terra Astra, Terra Nova, Terra Sonderband, Terra Extra, Leihbuchcover (u.a. Sun Koh) und die Perry Comics.
Im Kapitel „Die Bildmotive“ analysiert Frank G. Gerigk die Motive der ersten 100 PR-Titelbilder. Welche Inhalte und welche Strukturen bevorzugte Johnny Bruck, wie sahen die Perspektiven aus, welche charakteristischen Konstruktionen bevorzugte der Künstler, welche Objekte hatten eine bedeutende oder wiederkehrende Rolle in den Motiven. Die Ergebnisse seiner Analysen werden dann auch mathematisch korrekt in Zahlen und Tabellen abgebildet. Statistiker werden daran ihre Freude haben.
Ab Seite 113 beginnt der zweite große Abschnitt des Buches. Der Autor Frank G. Gerigk setzt sich bis Seite 305 mit einzelnen Titelbildern der PR-Serie, ihren Ursprüngen, den Motiven, Überarbeitungen, Neuveröffentlichungen, Spiegelungen, Vergleichen zu anderen Künstlern und vielem mehr auseinander. Hier tut sich ein wahrer Schatz auf, in dem ich wohl noch viele Male staunend blättern werde! Sehr schön auch, dass Gerigk im zweiten Teil seines Buches auch zahllose Beispiele zeigt, wie Brucks Motive in anderen Serien, auch in anderen Ländern verwendet wurden und noch werden.
Im letzten Teil seines Buches geht Frank G. Gerigk auf die Zeit nach Bruck ein, stellt Alfred Kelsner, Swen Papenbrock, Ralph Voltz und Dirk Schultz vor. Auch hier werden Beispiele gezeigt, dass trotz moderner digitaler Bearbeitung die kompositorischen Regeln, nach denen Bruck und andere Künstler des anlogen Zeitalters gearbeitet haben, nach wie vor angewendet werden. Das Buch schließt mit den Endnoten und einer Danksagung.
Das Buch hat meine Erwartungen erfüllt, in einigen Abschnitten sogar übertroffen. Dabei habe ich mich dem zweiten Abschnitt des Buches noch kaum genähert. Gerade dieser Abschnitt wird mir sicherlich noch viel Lesevergnügen bereiten.


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