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Hyperkälte – von Christian Montillon – Handlung:
Betty Toufry und Eritrea Kush suchen nach einer Passage in das Sol-System. Dazu müssen sie mit ihren Silberkugeln in den Nebeldom von Wanderer vordringen. Durch die Verbindung zu ES ist die Altmutantin verstärkt vom Zustand der SI betroffen und teilweise nicht mehr handlungsfähig. Eritrea Kush koppelt die beiden Oldtimer-Fahrzeuge aneinander und übernimmt die Steuerung beider Schiffe. An der Stelle, wo Wanderer in der Hülle von TALIN ANTHURESTA seinen Platz hat, klafft ein riesiges Loch. ES frisst sich durch die Hülle, nimmt die modifizierte Psi-Materie auf und zerstört damit die gesamte Sphäre. Die gekoppelten Schiffe nähern sich der Scheibenwelt, deren Temperatur immer näher an den absoluten Nullpunkt fällt.
An anderen Brennpunkten im Polyport-Netz finden nach wie vor Kämpfe zwischen den Galaktikern und den Truppen der Frequenzmonarchie statt. Weitere Höfe werden erobert. Lediglich zu den Polyport-Galaxien Zagadan und Alkagar kann keine Verbindung geschaltet werden. Die Visionen, die der Schattenmaahk Pral von Gleam in Andromeda bei seiner mentalen Kopplung mit ES erhalten hat, werden über Polyport-Funk bestätigt. Die Galaktiker, die auf Gleam stationiert waren, mussten sich zurückziehen. Ein mentaler Druck löste eine Art Fluchtinstinkt aus. Die Eigenrotation des Planeten erhöht sich mit zunehmendem Maß. Gleam wird immer mehr zu einer Scheibe.
Die beiden Silberkugeln nähern sich unterdessen Wanderer, als es zu einem eigenartigen Phänomen kommt. Wanderer verschwindet für einige Sekunden und macht Platz für einen anderen Planeten, der seine Stelle einnimmt. Dann kehrt Wanderer zurück. Der Vorgang wiederholt sich. Toufry und Kush beobachten, dass der Kontinent Talanis jedoch auf beiden Welten existiert. Von Akika Urismaki kommt die Botschaft, dass es sich bei der fremden Welt um Markanu aus dem Andury-Aphanur-System handelt, zuletzt die Heimat der Halbspur-Changeure. ES greift über das Polyport-Netz auf den Psi-Korpus der SI APHANUR zu und reißt dabei die Welt Markanu in einem bizarren Prozess mit.
Im Solsystem beobachten Reginald Bull und Gucky an Bord der JULES VERNE eine weitere dramatische Entwicklung. Die Nebelkuppel über dem Inselkontinent Talanis ist verschwunden und ein gigantischer Zapfstrahl reicht von dort über 150 Millionen Kilometer bis zur Sonne. ES greift auf dem Psi-Korpus ARCHETIMS zu und sogar direkt auf die Sonnenenergie. Gleichzeitig erhöht das Feuerauge seine Geschwindigkeit und rast auf die Sonne zu. Durch hyperenergetische Schockwellen kommt es zu massiven Störungen und zahlreiche Schiffe explodieren oder werden beschädigt.
In TALIN ANTHURESTA werden die beiden Silberkugeln durch den ständigen Wechsel Wanderers mit Markanu darin gehindert, in den Nebeldom zu fliegen. Zwei Netzweber tauchen auf. Radyl bedeutet Betty Toufry, ihm zu folgen. Er versetzt die Silberkugel in das Stardust-System. Dort kommt es zu einem erneuten mentalen Kontakt zwischen Radyl und Toufry. Sie nimmt Kontakt zu den Elfahdern auf. Die 125 Perlkugelraumer und 150 Schiffe der Stardust-Terraner werden zusammen mit der Silberkugel der Altmutantin vom Netzweber nach TALIN ANTHURESTA transportiert. Während des Transports ist Betty Toufry über Radyl mit Oberprotektor Bellyr verbunden. Sie sieht einen Elfahder-Ahnen in seiner körperlichen Gestalt. Die Wesen, die sich Andury nennen, sind die Vorfahren der Halbspur-Changeure.
In TALIN ANTURESTA gelingt es schließlich den beiden Silberkugeln über Wanderer in das Solsystem zu reisen. Toufry öffnet vorher ihre mentale Abschirmung, um mehr über den Zustand von ES zu verstehen. Und sie erfährt, was sie in Erfahrung bringen wollte. (Anm. des Verfassers: An der Stelle gibt es keine Aufklärung für den Leser, der Autor schreibt derart wirr, dass ich mir Sorgen um dessen geistigen Zustand gemacht habe.)
Im Solsystem angekommen, beobachten sie die Detonation des Feuerauges. Toufry informiert den Parablock. Gemeinsam reißen sie stabile Psi-Materie aus dem Korpus ARCHETIMS und schleudern sie auf die Schohaaken, die als Katalysator dienen. Das Feuerauge verschwindet, zurück bleibt eine Ballung aus Psi-Materie. Der bislang vom Parablock unterdrückte Zündimpuls greift nun endgültig. Die Psi-Materie entmaterialisiert, mit ihr die Schohaaken und taucht in der Sonne wieder auf. ARCHETIMS Leiche saugt die Psi-Materie und die Schohaaken auf. Die Bedrohung ist vorbei. Die beiden Silberkugeln fliegen über Talanis wieder nach Wanderer. Bull und Gucky wissen nicht, wie die Psi-Materie neutralisiert wurde, ob durch ARCHETIM neutralisiert oder von ES per Zapfstrahl abgezogen. 350 Millionen Neu-Globisten sind verschwunden. Dazu viele Funkenleute, die ES-Mutanten, die Schohaaken. Bull gibt Marschbefehl für große Teile der Flotte nach TALIN ANTHURESTA.

Rezension:
Zweiter Teil des Doppelbands von Christian Montillon. Der Autor hat diesen Band etwas anders als Teil 1 strukturiert. Beinahe alle Kapitel werden aus der mehr oder weniger persönlichen/subjektiven Sicht verschiedener Figuren erzählt. Das ist mutig, bedeutet es ja, dass der Autor sich auch mit sehr vielen unterschiedlichen Charakteren auseinandersetzen muss. Einige dieser Perspektiven wussten durchaus zu gefallen, insbesondere dann, wenn sie selbstkritisch gerieten oder kritische Beurteilungen der Lage aufwiesen. Andere wiederum dienten dem Autor lediglich als Streckung für eine ansonsten ereignisarme Story. Um jedoch eine nachhaltige Wirkung mit diesem Stilelement zu erzielen, hätte der Autor seine „Ich bin … – Einschübe“ limitieren müssen. Es waren einfach zu viele und alleine durch die Anzahl wirkten sie wieder trivial.
Der dramaturgische Aufbau war enttäuschend. Nachdem im Zyklusaufbau schon sehr ungeschickt mit den verschiedenen Bedrohungsszenarien umgegangen wurde und uns erst das Heft der Vorwoche die Bedrohung des Solsystems durch eine dort angesiedelte Handlung wieder ins Blickfeld gerückt hat (Bedrohung Solsystem seit 1 Jahr Realzeit in Heft 2549 !), schwenkt der Autor Christian Montillon in einigen Kapiteln nun wieder auf irgendwelche Eroberungszüge irgendwelcher Galaktiker in irgendwelchen Polyporthöfen in irgendwelchen Galaxien um. Wahnsinnig spannend!
Gerade in diesen Kapiteln hat der Autor zudem versucht, durch eine übertrieben harte Wortwahl in der Darstellung von Kampfszenen von einer erschreckend schwachen Geschichte abzulenken. Störend im dramaturgischen Aufbau wirkten zudem die Lexikon-Einschübe. Kaum passiert mal etwas, schon werden die offenbar unvermeidlichen Begriffserläuterungen beigefügt. Das unterbricht das Geschehen unnötig.
Das Ganze wird mit reichlich oberflächlichen Darstellungen garniert. Der Autor beschreibt den Zustand von ES mit dem Begriff Hyperkälte, der uns seit ca. 70 Heften begleitet. Und damit das nicht zu langweilig wird, versucht sich der Autor an unzähligen Synonymen für Kälte, Tod und Verderben. Letztlich sind es jedoch diese unsagbar oft durchgekauten Beschreibungen, die mich entsetzlich ermüdeten. Es ist fad und öde, immer und immer wieder das Gleiche zu lesen.
Für einen kurzen Moment hatte ich die Hoffnung, dass Montillon die von mir so lang vermisste tiefergehende Charakterisierung der Altmutanten sich für diesen Roman aufgespart hat, denn er begann mit verschiedenen Blickwinkeln, jeweils aus der Sicht eines ehemaligen Mitglieds des Mutantenkorps. Leider gerieten auch diese Darstellungen meist zu oberflächlich. Ein Tama Yokida macht sich ein paar Gedanken über seine Herkunft und über ein einfaches bürgerliches Leben ohne Parafähigkeiten. Von Andre Noir erfahren wir, dass er französische Eltern hat und einen dicken Bauch. Dazu ein oder zwei Gedanken zu ES. Von Ralf Marten ist ähnliches zu lesen. Keine Einbindung in die aktuelle Handlung, kein Hinweis darauf, was die Altmutanten im Forschungszentrum der Vatrox zu erledigen haben. Es bleibt bei den paar Fragmenten, die uns der Autor an den Kopf wirft.
In dieser Phase eines Zyklus werden Antworten verlangt, sollen Geheimnisse gelöst werden, sollen Puzzleteile zusammengefügt werden, soll ein Flickenteppich als großes Ganzes erkannt werden, sollen Handlungsstränge zusammengeführt werden, sollen …
Der Autor versucht sich daran und scheitert kläglich. Seine Spots auf die verschiedenen Personen an den Brennpunkten der Geschehnisse führen nichts zusammen, sind meist Beobachtungen von Ereignissen und keine Handlungen, selbst wenn vordergründig Kampfhandlungen präsentiert werden, läuft zumeist nichts ab, was Zyklusrelevant wäre. Eine x-te Kampfszene mit irgendeinem Darturka irgendwo und irgendwann. Gähn!
Die „Lösung“, nämlich das Abwenden der Bedrohung des Sol-Systems durch das Feuerauge ist dann das einzig nennenswerte in dieser Geschichte. Und seien wir mal ehrlich. Das war so wirr geschrieben, dass kein Leser und auch nicht der Autor später sagen kann, wie denn eigentlich die Rettung gelang!


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